[Questreihe] Die Wüstenbewohner


  • Die Dunkelheit hatte sich wie eine schwere, warme Decke über den Sand gelegt, die letzten Bewohner des kleinen Camps waren bereits vor Stunden in ihre Zelte gekrochen. In der Ferne waren die leisen Geräusche eines jagenden Skorpions zu hören, ansonsten war alles still und friedlich.

    Das Spinnentier hatte eine sehr verheißungsvolle Spur aufgenommen und wandte sich gerade um, als die Aura das Tier erreichte. Die großen Scheren öffneten und schlossen sich mehrfach, während es versuchte, die ungewohnte Empfindung einzuordnen. Beute? Für einen Skorpion von der Größe eines ausgewachsenen Mannes waren die meisten Wesen nur Beute. Er rückte eine Winzigkeit vor, zögerte dann wieder. Die Aura wurde stärker, was immer es auch war, es näherte sich langsam. Die Scheren zitterten leicht. Schließlich zog das Tier sich, langsam rückwärts gehend, zurück. Nachdem es die nächste Düne erreicht hatte, fuhr es herum und wandte sich zur Flucht. Die dünnen Beine glitten über den Sand und schon kurze Zeit später war es in der mondlosen Nacht verschwunden. Absolute Stille hatte sich über die kleine Wüste gelegt. Wäre einer der Wüstenbewohner wach gewesen, hätte er die Atmosphäre jedoch keinesfalls als friedlich beschrieben. Eine Welle der Angst, des reinen, alles verschlingenden Entsetzens schwappte über die Dünen. Mehrere Bewohner des Camps stöhnten leise im Schlaf, als die vier Gestalten sich näherten.


    Eine dunkle Kapuze wandte sich um und streckte wortlos die Hand aus. Eine andere Gestalt, hoch gewachsen und sehr schlank, griff unter den Umhang und zog eine kleine Viole hervor. Selbst in der fast vollständigen Dunkelheit schien die Flüssigkeit in einem unheiligen Licht zu glühen. "Hier", zischte eine Stimme, wie kein lebendes Wesen sie haben konnte. Der ehemalige Paladin nahm die Viole entgegen und wandte sich wieder dem Camp zu. Der Untote und seine beiden Kameraden sahen ihm gespannt zu, als er allein weiterging. Gemessenen Schrittes trat er zwischen den beiden Henkelkreuzen hindurch. Das Gras, welches den Schrein umgab, schien unter seinen Schritten zu ächzen. Vor der Platte mit Herzsymbol blieb er stehen. Sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. Das Konzept, für das dieses Symbol stand, war ihm selbst in seiner Zeit als Paladin nie besonders vertraut gewesen, Nun, nach seinem Aufstieg, da er nur noch Verachtung für die Hilflosen und Schwachen empfand, widerte es ihn geradezu an. Ein Schritt nur... Doch noch war es nicht soweit, Britain gehörte nicht zu seinem Auftrag. Noch nicht. Zwei schnelle Schritte brachten ihn an den Rand der kleinen Beinahe-Insel. Feierlich löste er den Glasstopfen der Viole und hob sie empor. "Für die Vier und die Eine", intonierte er. Dann ließ er den Inhalt des Gefäßes langsam in das Wasser der Oase rinnen.

  • Sherzane an Benlimon wartete ungeduldig darauf, dass der Abgesandten der Kaufmannsgilde sein Anliegen endlich vorgetragen hatte. Nicht, dass er etwas gegen das Kaufmannswesen an sich hatte. Schließlich war er selbst ein sehr erfolgreicher Händler und einer der reichsten Männer in Nujel'm. Dies war auch der Grund, warum er seine Heimatstadt im Rat vertrat. Doch diesmal lag sein Interesse an ganz anderer Stelle und er ertappte sich bei dem Wunsch, den schwafelnden Kaufmann mit einem Tritt zur Tür hinaus zu befördern. Endlich nickte Sir Darion dem Abgesandten wohlwollend zu. "Schickt mir die Aufstellung und ich werde sie mir gerne ansehen. In der nächsten Ratssitzung werden wir dann darüber befinden." Der Kaufmann schien noch etwas sagen zu wollen, besann sich jedoch eines Besseren und verbeugte sich kurz, bevor er - einen Dank murmelnd zur Tür - ging. Kaum hatte sich diese hinter ihm geschlossen, als an Benlimon sich auch schon erheben wollte.

    Doch in diesem Moment wandte Sir Darion sich an Andor Axtschwinger: "Sagt, Sir Andor, wie sieht es derzeit mit der Sicherheit unserer Bürger aus. Steht alles zum Besten?"

    An Benlimon sank auf seinen Stuhl zurück. Da er Andor nun schon seit Jahren kannte, wusste er, dass zumindest dieser Punkt der Tagesordnung nicht lange dauern würde. Sir Andor enttäuschte ihn nicht, in knappen Worten erstattete er dem Ratsvorsitzenden Bericht: "Keine Probleme zur Zeit. Seit der Geschichte mit den Rattenmenschen lasse ich verstärkt Patrouille gehen. Kein Grund, ein Risiko einzugehen. Ist aber alles ruhig." Sir Darion nickte zufrieden. "Ganz meine Meinung. Nun, wenn sonst..."


    Sherzane an Benlimon stand nun eilig auf und räusperte sich. Alle Blicke wandten sich ihm zu. Der Ratsvorsitzende nickte ihm zu: "Ihr habt ein Anliegen?" Sherzane nickte. Etwas nervös wischte er mit dem Handrücken über sein makellos sauberes Gewand, dann straffte er sich und begann: "Wenigen wird bekannt sein, dass meine Cousine dritten Grades, die ehrenwerte Sara Umm Ali al-Kuwari, möge das Licht ihre Schönheit für immer bewahren, die Gattin eines Wüstenbewohners ist. Von ihr habe ich erst heute morgen eine besorgniserregende Nachricht erhalten. Sie schrieb von einer merkwürdigen Krankheit, welche all jene ereilte, welche Wasser aus der heiligen Quelle getrunken hatten. Sie hegt den Verdacht, hierbei ginge es nicht mit rechten Dingen zu. Zwar ist es gelungen, die Leben der Unglücklichen zu retten, doch meinte der Heiler, es handele sich um eine Vergiftung und..."

    Er verstummte, als Sir Darion die Hand hob. "Verzeiht, wenn ich Euch unterbreche, doch von welcher 'heiligen Quelle' sprecht Ihr?" Sherzane sah ihn einen Moment verwirrt an. "Nun, diejenige, an welcher der Schrein des Mitleids liegt. Sie bildet eine Oase, um dann einen unterirdischen Fluss zu speisen, der jenseits der Berge an Tageslicht kommt und in die Bucht der letzten Hoffnung fließt. Ich glaube, er ist als Fluss der Verzweiflung bekannt."

    Sir Darion nickte. "Ich denke, wir alle kennen den Schrein, von dem Ihr sprecht. Fahrt bitte fort." An Benlimon verneigte sich, bevor er weitersprach: "Nun, meine Cousine hat den Verdacht, dass die Vergiftung möglicherweise absichtlich herbeigeführt wurde und da sie wusste, dass ich Mitglied dieses ehrwürdigen Rats bin, bat sie mich um Hilfe. Nicht direkt, versteht mich richtig. Meine Cousine ist eine stolze Frau, doch den Andeutungen in ihrer Nachricht entnehme ich, dass die Lage eine sehr prekäre ist. Natürlich will ihr Stamm das Lager dort nicht aufgeben, doch das Wasser der Oase ist offensichtlich nicht trinkbar und der Fluss scheidet ebenfalls aus, da sein Wasser eben aus der gleichen Quelle stammt... Ihr versteht sicher." Er setzte sich wieder. Plötzlich machte der stets zuversichtliche und gefasste Händler einen sorgenvollen und gebeugten Eindruck.


    Sir Darion erhob sich. "Ich werde mich darum kümmern. Die Soldaten möchte ich dazu nicht einsetzen, die Patrouillen sind mir derzeit zu wichtig. Doch seid versichert, wir werden uns der Angelegenheit annehmen. Damit ist die Sitzung geschlossen." Er nickte den anderen zu, die sich nun erhoben und den Raum verließen. "Loravic?", forderte er den Hofschreiben auf. "Ihr bleibt bitte noch." Der alte Chronist nickte. Vergiftetes Wasser? Wer würde schon eine derart abgelegene Quelle vergiften wollen? Nun, er war sicher, sie würden es schon bald erfahren. Sir Darion würde eine solche Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter nehmen, auch wenn es sich - zumindest bislang - nur um eine Vermutung handelte.


    Falls ihr den Wüstenbewohnern helfen wollt, erwartet Euch Sir Darion in Britain.


    Viel Spaß


    Euer Staff

  • So, wie versprochen geht es nun weiter. Diese Stufe der Questreihe wird bis Samstag, den 12. Mai laufen. Dann startet die nächste Stufe.


    Basheer el-Dajani strich über seine Robe, dann trat er vor Tarik hin und verneigte sich tief. Tarik Abu Ahmed Al-Fulan unterdrückte ein Schmunzeln. Basheer bestand stets auf Einhaltung des Protokolls und seine Meldungen an den Herrn der Wüstenmenschen liefen stets nach dem gleichen Schema ab. Robe glätten, vortreten, die respektvolle Verbeugung. Gleich würde er sich räuspern. Basheer tat ihm den Gefallen, dann wartete er mit gesenktem Blick. So würde er noch in einer Stunde stehen, wenn sein Herr ihn nicht ansprechen würde. "Ihr habt Neuigkeiten?", erlöste Tarik ihn aus seiner Erstarrung. Basheer nickte. "Ja, Herr, es ist allerdings ein wenig... seltsam." Dann berichtete er, was seine Befragung der Bewohner ihres kleinen Lagers ergeben hatte.


    Tarik strich sich gedankenverloren über den sorgfältig gestutzen Bart. "Nun, er hat sich noch nie geirrt, oder?" Basheer verneinte. "Noch nie, Herr. So merkwürdig seine Träume auch sein mögen." Tarik seufzte. "Nun gut", entschied er schließlich, "wir haben ohnehin keine anderen Anhaltspunkte. Lasst Sir Darion benachrichtigen. Vielleicht fällt ihm dazu ja etwas ein."


    Viel Spaß


    Euer Staff

  • "Ah, Belan!", rief Sir Darion mit einer für ihn seltenen Herzlichkeit, als sein Adjutant das Ratszimmer betrat. Er hatte schon den ganzen Tag dort gesessen und auf Nachricht gewartet. Als er jedoch Belans Gesichtsausdruck sah, erstarb sein Lächeln. "Noch keine Spur?", fragte er leise. Die Niedergeschlagenheit in seiner Stimme konnte er nicht völlig unterdrücken. "Nicht die geringste, Herr. Meine Leute bewachen alle Eingänge, doch bisher hat sich noch nicht einer dieser niederträchtigen Giftmischer blicken lassen. Nicht eine verdächtige Person."

    Darion rieb sich langsam mit den Mittelfingern die Schläfen. Dann stand er plötzlich auf. "In Ordnung, die Falle ist nicht zugeschnappt. Wir müssen uns wohl damit Abfinden, dass diese Verbrecher bemerkt haben, dass ihr Versteck gefunden wurde." Belan nickte zustimmend. "Sie haben, wie einer meiner Wächter es ausdrückte, Lunte gerochen." Der Ratsherr sah ihn verblüfft an. "Lunte gerochen? Ah, ich verstehe. Nun gut. Wir können nicht länger warten. Vielleicht schlagen diese Meuchler beim nächsten Mal in einer unserer Städte zu. Es kann nun ja wohl nichts mehr schaden, wenn wir den nächsten Schritt machen." Er nickte. "Ja, wir müssen diese Truhe öffnen, von der mit berichtet wurde. Bislang hat er ja wohl keiner geschafft, sie zu öffnen oder auch nur zu bewegen. Wir brauchen einen Experten. Wie hieß doch dieser junge Mann, der uns bei der Angelegenheit in der Kanalisation so behilflich war? Cedric?" "Beinahe, Sir Darion, Dedric ist sein Name.", verbesserte ihn Belan.

    "Nun gut, dann soll er kommen. Ich bin sicher, er wird der Herausforderung nicht widerstehen können." Sir Darion überlegte. "Wir werden jemanden brauchen, der für die Sicherheit des jungen Mannes sorgt. Das ist ja kein Spaziergang da unten."


    Für diese Quest habe ich Ersatzteleporter aufgestellt, da die herkömmlichen für Dedric nicht funktionieren. Aber ich denke, das seht ihr dann schon.

    Viel Spaß


    Euer Staff

  • Die Augen des Liches funkelten rötlich und schienen Logan aufspießen zu wollen. "Nun?", dröhnte die Stimme des Untoten.

    Logan ließ den Sack auf den Höhlenboden fallen. "Mehr als genug für unsere Zwecke."

    "Hat auch lang genug gedauert", brummte der ehemalige Paladin von der anderen Seite, während Logan in eine Ecke trat und die braune Tunika auszog.

    "Bah", winkte er ab, während er in eine schwarze Robe schlüpfte. "Die ersten paar Tage war alles in Ordnung, aber dann sind sie mir auf die Schliche gekommen. Wer ist nur auf die schwachsinnige Idee gekommen, die Pflanze einfach Wiesensafran statt Herbstzeitlose zu nennen und dann zu glauben, keine würde etwas merken? Schließlich sind haben viele Krieger ja die Gabe der Heilung trainiert. Irgendwann musste ja jemand Verdacht schöpfen. Es hat zwar etwas gedauert, bis jemand die Behörden informiert hat, aber dann hat dieser Ratsherr Darion mir seine Wachen auf den Hals gehetzt und ich musste verduften. Zu allem Überfluss hat auch diese Holy Mage mich noch verfolgt. Seit einer Woche bin ich jetzt auf der Flucht und erst heute ist es mir gelungen, alle Verfolger abzuschütteln."

    "Kein Problem.", erwiderte der abtrünnige Paladin. "Wir mussten ohnehin bis zur Sonnenwende warten, damit die Kräuter die nötige Potenz entwickeln. Nach all den Monaten kam es auf diese paar Tage auch nicht mehr an."

    "Kein Problem?", fauchte Logan zurück, während er die Kapuze über den Kopf. Er wandte sich dem ehemaligen Paladin zu. "Du hast diese heikle Aufgabe ja auch nicht meistern müssen. Außerdem... wer war es denn, der unsere Vorräte an Gift auf der Flucht verloren hat?"

    Der abtrünnige Paladin wollte schon protestieren, als der Lich ihm zuvorkam. "Das hatten wir doch alles schon und es bringt uns auch nicht weiter."

    Logan warf seinem Gegenüber noch einen bösen Blick zu, dann zuckte er die Achseln und wandte sich dem Lich zu, der den Sack inzwischen an sich genommen hatte. "Nun, haben wir alles? Es wird jetzt ja hoffentlich nicht mehr lange dauern, neues Gift zu brauen. Ich will Britain endlich untergehen sehen. Jetzt mehr denn je." Er schlug sich mit der Faust gegen die Brust. "Für die Vier und die Eine", murmelte er. Die anderen taten es ihm nach. "Für die Vier und die Eine."

    Wenig später hatten sie die Höhle verlassen und waren im Dunkel der Nacht verschwunden.

  • Falael

    Hat den Titel des Themas von „[Questreihe] Die Wüstenbewohner | Start: 29.04.2018, 15:00 Uhr“ zu „[Questreihe] Die Wüstenbewohner“ geändert.