Hauptmann D'Carigh saß hinter seinem Schreibtisch und wartete geduldig, bis der Späher seinen Bericht beendet hatte. Nun rieb er sich nachdenklich das Kinn. „Und Ihr habt diese Wölfe mit eigenen Augen gesehen?“, fragte er dann. Der Späher nickte knapp. „So deutlich, wie ich Euch jetzt sehe, Sir.“
D'Carigh seufzte. „Wölfe in der Wildnis“, begann er langsam, „damit habe ich kein Problem. Dire Wolfs... nun, auch das ist noch zu glauben, obgleich sie hier auf Trammel eher in den einschlägigen Dungeons zu finden sind. Aber das, was ihr beschreibt...“ Er hob in einer hilflosen Geste die Hände. „Das geht über mein Verständnis hinaus.“, erklärte er mit einem leichten Kopfschütteln.
Nach einem leichten Zögern erhob er sich in einer fließenden Bewegung und zog seinen Uniformrock glatt. Der Soldat vor seinem Schreibtisch nahm Haltung an. „Lasst Euch etwas zu Essen geben und macht Euch frisch, während ich Bericht erstatte. Haltet Euch aber bereit, falls er Euch selbst befragen will, was ich persönlich für sehr wahrscheinlich halte.“, fügte er mit einem schmalen Lächeln hinzu, bevor er den Raum verließ und mit schnellen Schritten den Gang hinunter ging.
Der Späher trat langsam hinter ihm durch die Tür und schloss sie, bevor er zu seinem Fähnrich trat, der im Vorraum auf ihn gewartet hatte. „Wie ist es gelaufen?“, fragte sein Vorgesetzter. Der Angesprochene zuckte mit den Achseln, was allerdings in der harten Lederrüstung der Späher kaum zu sehen war. „Besser als ich dachte“, erwiderte er nachdenklich. „Er hat mir geglaubt. Dabei kann ich es selbst nicht so recht glauben.“
Sir Darion betrat mit wehender Robe den Ratssaal, in dem sich bereits drei Personen aufhielten.
„Verzeiht die Verspätung, meine Herren“, erklärte er, während er am Kopfende des Tisches Platz nahm, „der Vertreter des Handelsrats hat mich aufgehalten.“
Er musterte die anderen Anwesenden, Hauptmann D'Carigh stand mit Sir Andor neben dem Tisch, offensichtlich hatten sie bereits eine hitzige Diskussion hinter sich. Ganz am Ende des Tisches befand sich ein in die einfache Robe eines Schreibers gekleideter Mann, der so gar nicht in die erlauchte Gruppe zu passen schien. Nun fuhr er sich mit beiden Händen durch das schüttere, graue Haar. In seiner Aufgabe als Hofschreiber und Chronist hatte er bei allen Ratssitzungen anwesend zu sein. Gerade heute kam diese Pflicht ihm allerdings besonders ungelegen. Nach einer monatelangen Verzögerung war nun endlich der neue Teil seiner Chronik vom Binden zurückgekommen. Er spürte fast noch das weiche Leder unter seinen Fingern, als er mit einer beinahe liebevollen Bewegung über die Bände gestrichen hatte. Eigentlich hatte er diese gleich auf eventuelle Fehler durchsehen wollen, als der Bote ihn zu dieser kleinen Ratsversammlung gerufen hatte. Er stieß einen lautlosen Seufzer aus und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart.
„Nehmt doch Platz“, forderte Darion die Anderen auf, „wir werden dies hier so formlos wie möglich halten.“ Der Ratsherr unterstrich seine Worte mit einer auffordernden Handbewegung.
Als alle saßen, räusperte sich Sir Andor aufmerksamkeitsheischend. Als das leise Grollen verklungen war, erteilte ihm Sir Darion lächelnd das Wort. Sein Lächeln verging, während der breitschultrige Krieger ihn von den Nachrichten des Spähers unterrichtete. Bereits nach kurzer Zeit erschien eine tiefe Falte auf seiner Stirn, doch er wartete, bis Sir Andor seinen Bericht beendet hatte.
„Ihr habt selbst mit diesem Späher gesprochen?“ Der Angesprochene nickte. „Wir beide haben das.“, erklärte Andor, wobei er D'Carigh mit einer Geste mit einbezog. „Der Mann ist kein Trottel. Oder?“ Er richtete seinen Blick auf den Hauptmann. D'Carigh nickte. „Wir sind geneigt, seinem Bericht Glauben zu schenken. Er war weder betrunken noch schien mir, dass er sich wichtig machen will. Er hat ohne Umschweife oder Ausschmückungen berichtet, was sich seiner Ansicht nach zugetragen hat.“
Andor nickte erneut. „Wie ich sagte: kein Trottel.“
Sir Darion dachte kurz nach. „Was schlagt ihr vor, was wir tun sollten?“ Sir Andor schlug mit der geballten Rechten auf den Tisch. „Patrouille!“, dröhnte er dann und sah Michael D'Carigh dabei auffordernd an.
„Ja, wir hatten uns gedacht“, übersetzte der den Ein-Wort-Satz, „dass wir Patrouillen ausschicken und zusätzlich die Stadtwachen und Bürgermeister unserer Städte warnen. Die Bevölkerung sollten wir erst informieren, sobald wir genauere Informationen haben.“
Der Ratsherr nickte. „Ein wohldurchdachter Vorschlag. So machen wir es. Veranlasst alles Nötige und falls Ihr ein offizielles Schreiben benötigt, lasst es mich wissen.“ Er sah zu Loravic, der sich eifrig Notizen gemacht hatte. „Oder noch besser“, meinte er dann, „lasst es Meister Loravic wissen, „er wird ein entsprechendes Dokument aufsetzen und mir zur Unterschrift vorlegen. Ich lasse Euch in dieser Angelegenheit freie Hand.“ Er warf Sir Andor ein schmallippiges Lächeln zu. „Gut, dass Ihr gerade in der Stadt wart. Eure Erfahrung wird uns nützen.“
Nachdem sich Loravic und die beiden Krieger zurückgezogen hatten, blieb er noch eine Weile auf seinem Stuhl sitzen. „Was ist denn das nun wieder für eine Teufelei?“, fragte er sich leise. War es ein Fehler gewesen, die Bevölkerung nicht zu unterrichten? Was würde geschehen, wenn ein armer Holzfäller oder Wanderer vor den Patrouillen auf die Wölfe treffen würde? Das Ergebnis wäre nicht auszudenken. Selbst, wenn der arme Teufel mit dem Leben davonkommen würde... wer wusste schon, welche schrecklichen Krankheiten die Tiere hatten. Ihre grausige Beschreibung ließ in dieser Hinsicht nichts Gutes hoffen.
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Achtung! Unerfahrene oder kampfuntüchtige Charaktere sollten in nächster Zeit äußerste Vorsicht walten lassen, wenn sie sich in die Wildnis begeben. Es könnte in der Zeit vor und nach Halloween zu Begegnungen der gruseligen oder sogar lebenbedrohenden Art kommen. Gefährliche Wesen könnten direkt neben euch auftauchen. Ausgenommen sind nur gesicherte Häuser und Städte. Es ist also noch einmal deutlich gefährlicher als sonst, AFK auf der Welt herumzustehen, wovon wir allerdings generell abraten.