Sherzane an Benlimon wartete ungeduldig darauf, dass der Abgesandten der Kaufmannsgilde sein Anliegen endlich vorgetragen hatte. Nicht, dass er etwas gegen das Kaufmannswesen an sich hatte. Schließlich war er selbst ein sehr erfolgreicher Händler und einer der reichsten Männer in Nujel'm. Dies war auch der Grund, warum er seine Heimatstadt im Rat vertrat. Doch diesmal lag sein Interesse an ganz anderer Stelle und er ertappte sich bei dem Wunsch, den schwafelnden Kaufmann mit einem Tritt zur Tür hinaus zu befördern. Endlich nickte Sir Darion dem Abgesandten wohlwollend zu. "Schickt mir die Aufstellung und ich werde sie mir gerne ansehen. In der nächsten Ratssitzung werden wir dann darüber befinden." Der Kaufmann schien noch etwas sagen zu wollen, besann sich jedoch eines Besseren und verbeugte sich kurz, bevor er - einen Dank murmelnd zur Tür - ging. Kaum hatte sich diese hinter ihm geschlossen, als an Benlimon sich auch schon erheben wollte.
Doch in diesem Moment wandte Sir Darion sich an Andor Axtschwinger: "Sagt, Sir Andor, wie sieht es derzeit mit der Sicherheit unserer Bürger aus. Steht alles zum Besten?"
An Benlimon sank auf seinen Stuhl zurück. Da er Andor nun schon seit Jahren kannte, wusste er, dass zumindest dieser Punkt der Tagesordnung nicht lange dauern würde. Sir Andor enttäuschte ihn nicht, in knappen Worten erstattete er dem Ratsvorsitzenden Bericht: "Keine Probleme zur Zeit. Seit der Geschichte mit den Rattenmenschen lasse ich verstärkt Patrouille gehen. Kein Grund, ein Risiko einzugehen. Ist aber alles ruhig." Sir Darion nickte zufrieden. "Ganz meine Meinung. Nun, wenn sonst..."
Sherzane an Benlimon stand nun eilig auf und räusperte sich. Alle Blicke wandten sich ihm zu. Der Ratsvorsitzende nickte ihm zu: "Ihr habt ein Anliegen?" Sherzane nickte. Etwas nervös wischte er mit dem Handrücken über sein makellos sauberes Gewand, dann straffte er sich und begann: "Wenigen wird bekannt sein, dass meine Cousine dritten Grades, die ehrenwerte Sara Umm Ali al-Kuwari, möge das Licht ihre Schönheit für immer bewahren, die Gattin eines Wüstenbewohners ist. Von ihr habe ich erst heute morgen eine besorgniserregende Nachricht erhalten. Sie schrieb von einer merkwürdigen Krankheit, welche all jene ereilte, welche Wasser aus der heiligen Quelle getrunken hatten. Sie hegt den Verdacht, hierbei ginge es nicht mit rechten Dingen zu. Zwar ist es gelungen, die Leben der Unglücklichen zu retten, doch meinte der Heiler, es handele sich um eine Vergiftung und..."
Er verstummte, als Sir Darion die Hand hob. "Verzeiht, wenn ich Euch unterbreche, doch von welcher 'heiligen Quelle' sprecht Ihr?" Sherzane sah ihn einen Moment verwirrt an. "Nun, diejenige, an welcher der Schrein des Mitleids liegt. Sie bildet eine Oase, um dann einen unterirdischen Fluss zu speisen, der jenseits der Berge an Tageslicht kommt und in die Bucht der letzten Hoffnung fließt. Ich glaube, er ist als Fluss der Verzweiflung bekannt."
Sir Darion nickte. "Ich denke, wir alle kennen den Schrein, von dem Ihr sprecht. Fahrt bitte fort." An Benlimon verneigte sich, bevor er weitersprach: "Nun, meine Cousine hat den Verdacht, dass die Vergiftung möglicherweise absichtlich herbeigeführt wurde und da sie wusste, dass ich Mitglied dieses ehrwürdigen Rats bin, bat sie mich um Hilfe. Nicht direkt, versteht mich richtig. Meine Cousine ist eine stolze Frau, doch den Andeutungen in ihrer Nachricht entnehme ich, dass die Lage eine sehr prekäre ist. Natürlich will ihr Stamm das Lager dort nicht aufgeben, doch das Wasser der Oase ist offensichtlich nicht trinkbar und der Fluss scheidet ebenfalls aus, da sein Wasser eben aus der gleichen Quelle stammt... Ihr versteht sicher." Er setzte sich wieder. Plötzlich machte der stets zuversichtliche und gefasste Händler einen sorgenvollen und gebeugten Eindruck.
Sir Darion erhob sich. "Ich werde mich darum kümmern. Die Soldaten möchte ich dazu nicht einsetzen, die Patrouillen sind mir derzeit zu wichtig. Doch seid versichert, wir werden uns der Angelegenheit annehmen. Damit ist die Sitzung geschlossen." Er nickte den anderen zu, die sich nun erhoben und den Raum verließen. "Loravic?", forderte er den Hofschreiben auf. "Ihr bleibt bitte noch." Der alte Chronist nickte. Vergiftetes Wasser? Wer würde schon eine derart abgelegene Quelle vergiften wollen? Nun, er war sicher, sie würden es schon bald erfahren. Sir Darion würde eine solche Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter nehmen, auch wenn es sich - zumindest bislang - nur um eine Vermutung handelte.
Falls ihr den Wüstenbewohnern helfen wollt, erwartet Euch Sir Darion in Britain.
Viel Spaß
Euer Staff