Die Zeit ist nahe, ab Samstag geht es weiter. Hier nun erst einmal eine Art "Teaser" (wie immer kurz und bündig *hüstel*, man muss es aber nicht unbedingt gelesen haben, um die folgenden Quests zu machen):
"Der Bericht, Sir Darion."
Der Ratsvorsitzende studierte das Schriftstück einige Zeit, wobei sich sein Gesichtsausdruck immer mehr verfinsterte. "Sind das die aktuellen Zahlen?", wandte er sich dann an seinen Adjutanten, der geduldig vor seinem Schreibtisch gewartet hatte. Belar nickte. "So aktuell, wie sie nur sein können. Die letzte Nachricht erhielten wir vor einer knappen Stunde."
Etwa zwanzig Bürger befallen und die anderen haben sich in ihren Häusern verbarrikadiert. Zehn weitere von unseren eigenen Soldaten hingemetzelt. Was ist das nur für ein Übel, dass uns gegen unsere eigenen Leute kämpfen lässt?"
"Und wir haben fünf Soldaten verloren, allesamt gute Männer.", erinnerte Belan ungerührt.
Sir Darion rieb sich die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. Dann straffte er sich und sah Belan fest an. "Keine Patrouillen mehr in Vesper, die Quarantäne wird verstärkt. Niemand ohne ausdrückliche Genehmigung darf die Stadt betreten. Die Nahrungslieferungen werden mit sofortiger Wirkung eingestellt."
Belan nickte. "Das wird das Problem über kurz oder lang beseitigen.", meinte er lakonisch. "Noch etwas, Sir Darion?" Dieser schüttelte den Kopf und Belan zog sich mit einer knappen Verbeugung zurück.
Der Ratsherr saß noch lang still an seinem Schreibtisch. Seine Augen glitzerten feucht. "Wir belagern unsere eigene Stadt", flüsterte er, "was für ein Wahnsinn. Wenn Regan nicht bald eine Lösung findet, ist Vesper verloren..."
Albert stürzte in die Bibliothek. "Loravic, sie haben Vesper aufgegeben.", rief er empört. "Sie schicken keine Soldaten mehr und keine Lebensmittel, die Stadt ist völlig abgeriegelt. Sie lassen die guten Leute von Vesper ganz allein mit diesem Übel."
Loravic nickte langsam. "Ein paar Soldaten sind dieser Seuche selbst zum Opfer gefallen, haben sich im Kampf mit den Infizierten selbst angesteckt. Ich vermute, der Rat konnte nicht anders handeln."
"Kannst Du denn nichts tun? Du weißt doch immer eine Lösung." In Alberts Stimme schwang ein leiser Vorwurf mit.
Der alte Chronist hob die Hände in einer hilflosen Geste. "Ach, Albert, bin ich Alchimist, bin ich ein Heiler? Wenn diese Krankheit schon einmal aufgetreten wäre, ließe sich in den Chroniken sicher ein Hinweis finden, aber da ist nichts zu finden. Überhaupt nichts." Er senkte den Kopf, dann rang er sich ein Lächeln ab. "Der Holy Mage arbeitet weiter an einer Lösung. Wenn einer sie finden kann, dann Regan."
Die beiden Schreiber schwiegen eine Weile. Auf dem Tisch langen einige Statistiken für den Handelsrat, doch keiner von beiden war in Stimmung, sich mit der Anzahl der Nutztiere auf Skara Brae zu beschäftigen.
"Loravic?", fragte Albert schließlich. "Warum nennt man Regan eigentlich den Holy Mage? Er ist sicher ein guter und weiser Mann, so heilig kommt er mir aber gar nicht vor."
Loravic kicherte leise. "Nein, so heilig ist er nicht." Er richtete sich auf und sah Albert ab. "Du hast Glück, DAS ist eine Frage, auf die ich die Antwort weiß. Komm, Albert, mach uns einen Tee, dann werde ich sie Dir verraten."
Vor langer Zeit, noch lange bevor unser guter König Lord British diese Länder betrat, lebten mächtige Hexen und überzogen Sosaria mit ihrer dunklen Magie. Ihre Macht war gewaltig, nicht zu vergleichen mit den Kräften der Hexen, welche letztes Jahr zur Sommersonnenwende ihr dunkles Ritual durchführen wollten.
Die guten Menschen lebten in Angst und Verzweiflung, während das Böse immer mehr überhand nahm. Da begab es sich, dass ein mächtiger Magie namens Abalain sich gegen das Böse erhob und viele Anwender der arkanen Künste um sich scharte. Ihre Magie unterschied sich sehr von den heute bekannten Sprüchen. Vieles des alten Wissens ging über die Jahrhunderte verloren und viele Sprüche, die heute ganz selbstverständlich sind, waren damals noch nicht entwickelt.
Die Anwender der Künste schlossen sich zu einem Bündnis zusammen, um alles zu schützen, was gut und heilig war und die verderbte Magie der Hexen zu bekämpfen. Sie nannten sich "The Order of the Holy Magic of Sosaria" und Abalain wurde ihr Oberhaupt, trainierte und lehrte die anderen Mages und stand in jeder Schlacht gegen die Hexen stets in vorderster Reihe. Sein Mut und seine Tapferkeit trieb ihn an und sein gutes Beispiel war ein steter Ansporn für seine Mitstreiter.
In der alles entscheidenden Schlacht stand er schließlich der mächtigsten Hexe allein gegenüber. Die alten Schriften sagen, ihr Kampf hätte ganze Wälder zu Asche verbrannt, Seen verdampfen lassen und fruchtbares Land in eine Einöde verwandelt. Letztendlich warf er die Hexe jedoch nieder und machte ihrem Leben, welches Jahrhunderte gewährt hatte, ein Ende.
Es heißt, er selbst wäre nach dem Kampf nur noch ein Schatten seiner Selbst gewesen. Er zog sich in einem Turm zurück, den er zu eben diesem Zweck mit Hilfe seiner Magie errichte hatte und widmete sich ganz seinen Studien. Während er allein die Rätsel der Magie erforschte, führten die Überlebenden des Ordens das gute Werk fort und wachten über Sosaria. Dies war gut, denn etwa achtzig Jahre nach der Vernichtung der Hexen erhob sich eine böse Macht und der Orden zog erneut in den Krieg. Die alten Schriften sagen nicht, welcher Art diese Macht war, doch heißt es, sie hätte die der Hexen an Kraft und Bösartigkeit noch übertroffen. Der Orden war erneut siegreich, dennoch war ihre Trauer groß: Abalain, der trotz seines Alters seinen Turm verlassen hatte um ebenfalls an den Kämpfen teilzunehmen, verlor in der letzten Schlacht sein Leben. Die Mitglieder des Ordens halfen beim Wiederaufbau, doch viele hatten in diesem letzten Krieg ihre Kraft und Gesundheit eingebüßt. Auch waren, so berichten die alten Quellen, die Mitglieder untröstlich darüber, dass ihr Oberhaupt und Vorbild der dunklen Magie zum Opfer gefallen war. Letztendlich beschloss der Orden, sich aufzulösen. Damit aber die guten Menschen von Sosaria nicht gänzlich ohne Schutz wären, sollte einer von ihnen die Tradition fortführen. Als Hüter des Ordens wurde der weiseste und bescheidenste der Magier auserwählt. Ihm wurde das gesamte Wissen des Ordens übertragen, auf das er für seinen einsamen Dienst ausreichend gerüstet wäre. So verging die Zeit und der Orden geriet langsam in Vergessenheit. Der Hüter wurde alt und als er spürte, dass seine Zeit auf dieser Welt sich dem Ende zuneigte, zog er aus, um einen Nachfolger zu finden. Jahre vergingen und letztendlich führte sein Weg ihn in ein kleines Dorf am Meer, wo er einen Waisenjungen fand. Diesen Jungen erwählte er als Nachfolger, zog ihn wie sein eigenes Kind auf. Als der Junge sein sechzehntes Lebensjahr erreicht hatte, übertrug ihm der Holy Mage, wie der Hüter nun
allgemein genannt wurde, sein gesamtes Wissen und hauchte im selben Moment sein Leben aus.
Dies hat sich seitdem vielfach wiederholt. Wann immer der Holy Mage sein Ende nahen spürte, denn ihnen ist das Wissen um die Stunde ihres Todes gegeben, überträgt er seinem Nachfolger das gesamte Wissen des "Order of the Holy Magic of Sosaria". Bis zum heutigen Tag lebt dieses Wissen als weiter im einzigen Vertreter des Ordens.
"Und das ist Regan", stellte Albert fest und schauderte. "Den Zeitpunkt seines Todes zu kennen... brr.. das ist übel."
Der alte Chronist nickte leicht. "Ja, nicht umsonst heißt es der Schrecken des Wissens um die Sicherheit des eigenen Todes würde nur durch die Unwissenheit hinsichtlich des Zeitpunkts seines Eintreten gemindert." Er nahm noch einen Schluck des mittlerweile kalt gewordenen Tees und verzog angewidert das Gesicht. "Aber Regan ist noch vergleichsweise jung.", erklärte er, während er die Tasse wieder auf den Tisch stellte und mit einem Finger von sich schon. "Vermutlich wird er noch mehrere Jahrzehnte dieses Amt innehaben. Und vielleicht ist ihm dadurch, dass er genau weiß, wieviel Zeit ihm noch bleibt, jede Sekunde kostbarer als unsereins." Er erhob sich und ließ seinen Blick über die Statistiken schweifen. "Komm Albert, wir machen Schluss für heute. Lass uns den Tag sinnvoll nutzen. Die Schafe von Skara Brae laufen uns ja nicht weg und Deine Familie würde sich über Deinen Besuch sicher freuen."
Achja, Vesper ist derzeit nicht ganz so sicher und beschaulich, wie es der eine oder andere gewohnt sein mag. Also Vorsicht! Und sagt nicht, ihr wärt nicht gewarnt worden.