Beiträge von Eldan

    Der Sergeant straffte die Schultern und strich sich die Uniform glatt, bevor er zaghaft an die Tür klopfte. Er war sich ziemlich sicher, dass seine Neuigkeiten nicht sonderlich gut aufgenommen würden. „Herein“, ertönte D’Carighs Stimme von innen. Nach einem tiefen Atemzug öffnete der Sergeant die Tür und trat zackig ein.
    Seine Vorahnung trog ihn nicht. Der Hauptmann war alles andere als begeistert und zögerte auch nicht, seinem Unmut Luft zu machen. „Eine ganze Patrouille? Ihr habt eine ganze Patrouille verloren?“. Seine Stimme schnitt wie ein Messer. „Mögt Ihr mir das vielleicht erklären, Sergeant?“
    „Ich fürchte, das kann ich nicht, Herr Hauptmann.“, meinte dieser. „Sie wurden ausgeschickt, den Norden Feluccas auszukundschaften und haben sich nicht zurückgemeldet. Ich habe gleich einen Späher ausgeschickt, doch der fand nur noch ihre Leichen. Anscheinend haben sie tapfer gegen Massen von Monstern gefochten, deren Überreste in der ganzen Gegend verstreut lagen. Berge von Knochen und grünem, verrotteten Fleisch. Leider konnte man nicht mehr erkennen, welche unheilige Kreaturen es waren.“
    D’Carigh atmete tief ein und spreizte langsam die Finger, bevor er seine Hände auf den Schreibtisch sinken ließ. „In Ordnung, Sergeant, ich werde dem Rat umgehend Bericht erstatten. Wegtreten!“
    Sergeant Smithers nahm sich gerade noch die Zeit, zu salutieren, dann eilte er aus dem Zimmer. Michael D’Carigh war eigentlich ein fairer und verständnisvoller Vorgesetzter, doch solch eine Nachricht nahm wohl niemand gut auf. Er zog die Tür auf und sah einen weiteren Soldaten davor stehen. Schnell drängte er sich an ihm vorbei, wobei er dem Neuankömmling einen mitleidigen Blick zuwarf.
    Der Soldat räusperte sich. „Herr Hauptmann?“ D’Carigh seufzte. „Macht es kurz, ich muss in einer dringenden Angelegenheit in den Ratssaal.“
    „Nun, ich...“, begann der Soldat zögernd, „...es geht um eine Patrouille, die den Westteil der Corrupted Mountains auf Malas erkunden sollte. Ich fürchte...“ Er räusperte sich und bellte dann seine Meldung heraus: „Herr Hauptmann, ich melde, dass die Patrouille sich bisher nicht zurückgemeldet hat. Sie ist seit Stunden überfällig und wir befürchten das Schlimmste.“


    Sein Hauptmann sah ihn entgeistert an.


    Anmerkung des Staffs:
    Ab sofort befindet sich auf jeder Facette ein "kleiner" Mini-Champ, der Euch - so ihr denn erfolgreich sein solltet - weitere Tokens für den Rüstmeister und Gold beschert. Diese Champs sind einzeln aktiv, d. h. sobald der derzeit vorhandene Mini-Champ erledigt wurde, erscheint mit einer Verzögerung von 30 Minuten der nächste auf einer der fünf Facetten. Die Champs sind im Gegensatz zur Tamer-Quest nicht für Neulinge geeignet und allein sollte man sie besser auch nicht angehen.
    Viel Vergnügen!

    “Was?”, fragte Angus erstaunt. Domila zog eine Augenbraue hoch. „Ich wusste zwar, dass Menschen kein besonders gutes Gehör haben, aber das ist übertrieben. Ihr solltet einen Heiler aufsuchen, wenn Ihr taub seid.“ Die Elfe schüttelte traurig den Kopf.
    „Nein, nein“, erklärte Angus verlegen, „ich hatte Euch schon verstanden. Ich kann es nur noch gar nicht fassen. Wenn das stimmt, habt Ihr Euch einen dicken Kuss verdient.“ Die Elfe verzog kurz das Gesicht, bevor sie sich wieder fing und eine unbeteiligte Miene aufsetzte. „Ich möchte Euch nicht zu nahe treten, doch darauf würde ich lieber verzichten.“
    „Ihr wisst nicht, was Ihr verpasst.“, grinste Angus. „Aber das ist Eure Sache.“ Er wurde wieder ernst. „Wenn Ihr allerdings tatsächlich Rinder gefunden habt, die gegen diese Seuche oder was auch immer immun sind, dann ist das eine wunderbare Nachricht.“
    „Ihr braucht nicht daran zweifeln“, erkläre die Elfe kühl, „insgesamt habe ich diese Rinder an fünf verschiedenen Orten gefunden, allerdings habe ich auch nicht die ganzen Lost Lands abgesucht. Sie scheinen geschützte Orte zu bevorzugen. Leider wird es aber einige Wochen dauern, sie alle zusammenzutreiben.“
    Angus lachte. „Macht Euch darüber keine Sorgen. Ihr müsst ja nicht alles allein erledigen. Wendet Euch an die Bevölkerung, bittet um Unterstützung und in spätestens einer Woche haben wir genug Hornvieh, um die Verluste durch diese verdammte Seuche auszugleichen.“


    „Keine schlechte Idee“. Domila dachte kurz nach. „Vielleicht gibt es sogar eine Möglichkeit, dass nicht nur erfahrene Tierzähmer helfen können. Ich werde bei meinem Volk nachfragen.“
    Sie zog eine Rune hervor und war Augenblicke später verschwunden.
    Kopfschüttelnd sah Angus auf die Stelle, an der die Elfe gerade noch gestanden hatte. Dann seufzte er und verließ das Britannia Animal Care auf eine konventionellere Art und Weise. Er benutzte die Tür.

    In der folgenden Nacht lag Loravic noch lange wach. Albert hatte ihn bedrängt, ihm von der Ratssitzung zu berichten, doch er hatte es nicht übers Herz gebracht. Zu müde sei er heute, hatte er seinem jungen Assistenten erklärt und das Problem damit nur auf den nächsten Tag verschoben. Wie sollte er dem jungen Mann erklären, dass die Welt dem Untergang geweiht wäre? Dass das Universum selbst ihn um sein Recht auf Leben betrog. Doch dies allein war nicht der Grund für seine Schlaflosigkeit. Neben Albert und der verzweifelten Situation hatte er auch dieses nagende Gefühl, dass er etwas nicht erkennen würde, etwas Wichtiges übersah, das sich doch direkt vor seiner Nase befand und ihn zu verhöhnen schien.


    Verzweifelt war die Situation auf jeden Fall. Würde man die Bevölkerung informieren, käme es zu Panik, Plünderungen und einem Massenexodus auf die anderen Facetten. Doch nach dem, was der Magier erklärt hatte, würde das bestenfalls eine sehr kurzfristige Rettung bedeuten, ein kleiner Aufschub, mehr wäre nicht erreicht. „Die Wellen der Zerstörung“, so hatte der mit ernster Miene erklärt, „werden sich weiter ausbreiten und erst Malas, dann Tokuno und letztendlich auch Ilshenar erreichen. Flucht wird uns nicht retten.“


    Müde wälzte Loravic sich auf die andere Seite. Es musste doch eine Möglichkeit geben, die Katastrophe zu verhindern. Doch wie sollte das gehen, wenn sie nicht einmal wussten, wodurch sie überhaupt erst ausgelöst wurde?


    Ein Licht schien ihm ins Gesicht. Er fluchte und glaubte schon, es wäre ein Bote mit einer Laterne, doch als er die Augen öffnete sah er nur einen der Monde, der sein bleiches Licht durch einen Spalt zwischen den Vorhängen ins Zimmer ergoss. Leise vor sich hin brummelnd wälzte er sich aus dem Bett und schlurfte zum Fenster. Der Vollmond grinste ihm entgegen, wie eines dieser vermaledeiten Kürbisgesichter, die die Kinder derzeit so gerne schnitzten. Er warf der grinsenden Scheibe ... nein, der Kugel, verbesserte er sich in Gedanken, einen letzten Blick zu, dann zog er die Vorhänge mit einem Ruck zu und wandte sich wieder seinem Bett zu. Nach drei Schritten blieb er abrupt stehen. Eine Kugel... ein Kürbis! Plötzlich wusste er, was ihm die ganze Zeit entgangen war. Nun war an Schlaf erst Recht nicht mehr zu denken. Am Waschbecken spritzte er sich etwas Wasser ins Gesicht und schlüpfte dann in seine zerknitterte Robe vom Vortag, die er achtlos auf einen Stuhl geworfen hatte.
    Auf dem Gang kam ihm ein junger Soldat entgegen. Loravic stürzte auf ihn zu und packte ihn bei den Schultern. „Du kommst wie gerufen, mein Kind.“, sprudelte er hervor. „Wecke Sir Darion und richte ihm aus, ich würde ihn in einer halben Stunde in seinen Gemächern aufsuchen.“ Der Junge sah den Hofschreiber erschrocken an. „Den Ratsherrn?“, fragte er verwirrt, „Um diese Zeit? Was soll ich ...“ Loravic unterbrach ihn. „Nun lauf schon, Junge.“, befahl er und schubste den Soldaten den Gang entlang, „Sir Darion wird dich schon nicht fressen. Die Zeit drängt und ich muss noch in die Bibliothek.“ Er wandte sich um und lief mit einer Energie, die man dem Alten gar nicht zugetraut hätte, in die andere Richtung. „Die Kugel ... und Kürbisse ...“, rief er noch, während er um die Ecke bog, dann war er verschwunden.


    Der junge Soldat sah ihm nach. In seinem Gesicht arbeitete es. Sollte er den Befehl des Alten befolgen, der offensichtlich den Verstand verloren hatte? Endlich kam er zu einem Entschluss und machte sich davon. Ihm graute vor dem Gedanken, die Ruhe des Ratsherrn zu dieser nachtschlafenden Stunde zu stören, doch wenn der Alte recht hatte und es wirklich wichtig war... Er beschleunigte seine Schritte.

    „Einen größeren Unsinn habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört!“, empörte sich ein alter Alchimist. Seine Robe und selbst sein Bart wiesen grüne Spritzer auf.
    Der Nekromant, der ihm gegenüber saß, schnaubte verächtlich. „Weil Ihr keine Ahnung habt und das schon Euer ganzes Leben lang. Muss an den vielen giftigen Dämpfen liegen, die Euch das Hirn vernebelt haben.“
    Der Botengänger in der Ecke verdrehte die Augen. So ging das nun schon seit Stunden und das meiste war ihm ohnehin zu hoch. Es stimmte wohl, dass man, wenn man drei verschiedene Experten fragte, auch drei verschiedene Meinungen hören würde. Leider saßen in diesem Raum über ein Dutzend Magier, Nekromanten und Alchimisten. Dementsprechend gereizt war auch Stimmung. Jeder schien seine ach so geschätzten Kollegen eher niederschreien als mit vernünftigen Argumenten überzeugen zu wollen.
    Es knallte laut und die Anwesenden fuhren zusammen. Ein korpulenter Magier am Ende des Tisches hatte sein Buch mit Wucht auf den Tisch sausen lassen und holte bereits erneut aus. Als er merkte, dass er die Aufmerksamkeit der anderen Meister hatte, nickte er zufrieden und ließ das Buch sinken. „Verehrte Kollegen“, begann er mit einem bitteren Lächeln, „so unglaublich uns die gewonnenen Erkenntnisse auch scheinen mögen, können wir sie dennoch nicht so einfach wegdiskutieren. Ich denke, wir sollten den Rat informieren und es ihm überlassen, die entsprechenden Maßnahmen zu beschließen.“ Der Botengänger seufzte erleichtert, als er sich kurz darauf auf den Weg machte.



    Die Sonne war bereits untergegangen, als Darion dem Sprecher des Arkanen Ausschusses das Wort erteilte. Die anderen Ratmitglieder waren in aller Eile angereist, nachdem Sir Darion sie über den Ernst der Lage informiert hatte.
    Nun richtete sich alle Aufmerksamkeit auf den dicklichen Magier, der ein ernstes Gesicht machte. „Verehrte Ratsmitglieder, meine Kollegen und ich sind nach eingehender Untersuchung der uns vorgelegten Felle zu folgendem Schluß gekommen: Die Wölfe...“, hier machte er eine dramatische Pause und sah von einem zum anderen, „Nun, wie erkläre ich das am Besten, so dass es verständlich ist...“ Er kratzte sich am Kopf, dann nickte er plötzlich. „Die Wölfe wurden über die Grenzen der Facetten von Felucca auf die anderen Welten gebracht, quasi in das Nichts zwischen den einzelnen Facetten hineingesogen und dann wieder ausgespieen. Dabei wurden sie auf eine Art verändert, die wir noch nicht vollständig verstehen. Der Begriff infiziert ist in diesem Zusammenhang eigentlich falsch, es ist eher eine Veränderung des Lebens selbst, die allerdings nach unserem Wissen durchaus auch ansteckend sein könnte.“ Er sah erneut in die Runde.
    Sir Darion nickte beifällig. „Sehr gut erklärt. Und konntet Ihr auch herausfinden, was diesen ... Sog, wie ihr es nanntet, verursacht?“
    Der Magier hob in einer unsicheren Geste die Hände. „Hier sind wir uns nicht ganz einig geworden, doch die meisten von uns sind der Ansicht, dass eine Konvergenz der Facetten Trammel und Felucca bevorsteht.“
    Ungläubige Stille erfüllte den kleinen Ratssaal. „Eine Konvergenz?“, fragte Sir Darion vorsichtig. „Was meint Ihr damit?“
    „Nun“, erklärte der Magier, „es klingt zwar unmöglich, doch es scheint, dass die beiden Facetten beginnen, sich wieder zu vereinen.“
    „Was?“, schrillte Sir Austons hohe Stimme durch den Saal. Der kleine Bürgermeister von Vesper war aufgesprungen. „Wollt Ihr damit sagen, dass zukünftig Mörder und anderes Lumpenpack unsere Welt unsicher macht? Das ist nicht akzeptabel“, greinte er.


    Der Magier sah ihn traurig an. „Ich fürchte, soweit wird es nicht kommen. Sollten die beiden Facetten sich tatsächlich so weit annähern, dass es zu einer Vereinigung kommt, wären die dabei frei werdenden Energien gewaltig.“ Er lehnte sich an eine der Rüstungen, die verdächtig knarrte und wischte sich über die Stirn. „Wenn zwei Objekte versuchen, den gleichen Raum einzunehmen werden beide vernichtet.“, erklärte er dann leise. Die Mitglieder des Rates sahen ihn nur entsetzt an.

    „Sir?“ Die Stimme hatte einen drängenden Unterton, der bis in Darions Träume hineinreichte. „Sir Darion, bitte wacht auf.“ Müde schlug er die Augen auf und blinzelte in das bleiche Gesicht seines Adjutanten. „Was gibt es denn?“, nuschelte er schlaftrunken. Der Adjutant verzog das Gesicht. „Die Wölfe... es hat Tote gegeben.“


    Kurze Zeit später stand Sir Darion an einem Fenster des Ratssaals und betrachtete die beiden Monde, die mit beinahe unmerklicher Geschwindigkeit über den Himmel zogen. Eine dünne Sichel, die eine bleiche Kugel im Schneckentempo über das nächtliche Firmament jagte. Wenn doch nur alles einen derart beschaulichen Gang nehmen würde. Hatte er einen Fehler gemacht, als er entschied, die Bevölkerung vorerst nicht über diese neue Bedrohung zu informieren? Gingen diese Toten damit auf sein Konto? Sie wohnten weitab, die Nachricht der Ausrufer hätte sie vermutlich ohnehin nicht rechtzeitig erreicht. Dennoch lastete der Gedanke schwer auf seiner Seele.


    Die Tür ging auf und ein übernächtigter Loravic schlurfte zur Tür hinein. Sir Andor folgte ihm auf dem Fuße. Trotz der nächtlichen Stunde war der alte Recke voll gerüstet. Kurz fragte Darion sich, ob der massige Krieger in seiner Rüstung schlief, dann wischte er den Gedanken beiseite.
    „Diese Invasion der Schreckenwölfe hat erste Todesopfer gefordert. Wir müssen die Bevölkerung informieren. Teilt ihnen alles mit, was wir bislang wissen. Ihr, Andor, sorgt dafür, dass diese Ungeheuer nicht in die Städte vordringen.“ Er wandte sich dem Schreiber zu. „Loravic, wir brauchen mehr Informationen über diese Wesen. Weckt die Magier, Nekromanten, Alchimisten, wen auch immer. Ruft alle zusammen und informiert sie über die Situation. Wir müssen wissen, wo diese Wölfe herkommen und wie wir sie wieder dorthin zurückschicken können. Die Situation ist ernst. Vielleicht ...“, er bedachte die beiden mit einem verzweifelten Blick, „ vielleicht ernster als je zuvor.“ Er verschwieg den Anderen, dass ein nicht geringer Teil dieser Einschätzung aus einem Gefühl der Schuld geboren war. Doch das mussten sie ja nicht wissen. Üblicherweise konnte er sich auf seine Einschätzung einer Situation verlassen, sein scharfer Verstand und seine Intuition ließen ihn in dieser Hinsicht nur selten im Stich. Dennoch hoffte er, dass er sich dieses Mal irrte und die Wölfe eine relativ harmlose Ursache hätten.


    Tatsächlich war es wirklich so, dass er den Ernst der Lage falsch eingeschätzte. Zu seinem Glück ahnte er nichts von der Gefahr, die nicht nur die Zivilisation oder gar die ganze Menschheit bedrohte, sondern das Gefüge der Wirklichkeit selbst. Noch nicht ...

    Hauptmann D'Carigh saß hinter seinem Schreibtisch und wartete geduldig, bis der Späher seinen Bericht beendet hatte. Nun rieb er sich nachdenklich das Kinn. „Und Ihr habt diese Wölfe mit eigenen Augen gesehen?“, fragte er dann. Der Späher nickte knapp. „So deutlich, wie ich Euch jetzt sehe, Sir.“
    D'Carigh seufzte. „Wölfe in der Wildnis“, begann er langsam, „damit habe ich kein Problem. Dire Wolfs... nun, auch das ist noch zu glauben, obgleich sie hier auf Trammel eher in den einschlägigen Dungeons zu finden sind. Aber das, was ihr beschreibt...“ Er hob in einer hilflosen Geste die Hände. „Das geht über mein Verständnis hinaus.“, erklärte er mit einem leichten Kopfschütteln.


    Nach einem leichten Zögern erhob er sich in einer fließenden Bewegung und zog seinen Uniformrock glatt. Der Soldat vor seinem Schreibtisch nahm Haltung an. „Lasst Euch etwas zu Essen geben und macht Euch frisch, während ich Bericht erstatte. Haltet Euch aber bereit, falls er Euch selbst befragen will, was ich persönlich für sehr wahrscheinlich halte.“, fügte er mit einem schmalen Lächeln hinzu, bevor er den Raum verließ und mit schnellen Schritten den Gang hinunter ging.


    Der Späher trat langsam hinter ihm durch die Tür und schloss sie, bevor er zu seinem Fähricht trat, der im Vorraum auf ihn gewartet hatte. „Wie ist es gelaufen?“, fragte sein Vorgesetzter. Der Angesprochene zuckte mit den Achseln, was allerdings in der harten Lederrüstung der Späher kaum zu sehen war. „Besser als ich dachte“, erwiderte er nachdenklich. „Er hat mir geglaubt. Dabei kann ich es selbst nicht so recht glauben.“



    Sir Darion betrat mit wehender Robe den Ratssaal, in dem sich bereits drei Personen aufhielten.
    „Verzeiht die Verspätung, meine Herren“, erklärte er, während er am Kopfende des Tisches Platz nahm, „der Vertreter des Handelsrats hat mich aufgehalten.“
    Er musterte die anderen Anwesenden, Hauptmann D'Carigh stand mit Sir Andor neben dem Tisch, offensichtlich hatten sie bereits eine hitzige Diskussion hinter sich. Ganz am Ende des Tisches befand sich ein in die einfache Robe eines Schreibers gekleideter Mann, der so gar nicht in die erlauchte Gruppe zu passen schien. Nun fuhr er sich mit beiden Händen durch das schüttere, graue Haar. In seiner Aufgabe als Hofschreiber und Chronist hatte er bei allen Ratssitzungen anwesend zu sein. Gerade heute kam diese Pflicht ihm allerdings besonders ungelegen. Nach einer monatelangen Verzögerung war nun endlich der neue Teil seiner Chronik vom Binden zurückgekommen. Er spürte fast noch das weiche Leder unter seinen Fingern, als er mit einer beinahe liebevollen Bewegung über die Bände gestrichen hatte. Eigentlich hatte er diese gleich auf eventuelle Fehler durchsehen wollen, als der Bote ihn zu dieser kleinen Ratsversammlung gerufen hatte. Er stieß einen lautlosen Seufzer aus und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart.
    „Nehmt doch Platz“, forderte Darion die Anderen auf, „wir werden dies hier so formlos wie möglich halten.“ Der Ratsherr unterstrich seine Worte mit einer auffordernden Handbewegung.
    Als alle saßen, räusperte sich Sir Andor aufmerksamkeitsheischend. Als das leise Grollen verklungen war, erteilte ihm Sir Darion lächelnd das Wort. Sein Lächeln verging, während der breitschultrige Krieger ihn von den Nachrichten des Spähers unterrichtete. Bereits nach kurzer Zeit erschien eine tiefe Falte auf seiner Stirn, doch er wartete, bis Sir Andor seinen Bericht beendet hatte.
    „Ihr habt selbst mit diesem Späher gesprochen?“ Der Angesprochene nickte. „Wir beide haben das.“, erklärte Andor, wobei er D'Carigh mit einer Geste mit einbezog. „Der Mann ist kein Trottel. Oder?“ Er richtete seinen Blick auf den Hauptmann. D'Carigh nickte. „Wir sind geneigt, seinem Bericht Glauben zu schenken. Er war weder betrunken noch schien mir, dass er sich wichtig machen will. Er hat ohne Umschweife oder Ausschmückungen berichtet, was sich seiner Ansicht nach zugetragen hat.“
    Andor nickte erneut. „Wie ich sagte: kein Trottel.“


    Sir Darion dachte kurz nach. „Was schlagt ihr vor, was wir tun sollten?“ Sir Andor schlug mit der geballten Rechten auf den Tisch. „Patrouille!“, dröhnte er dann und sah Michael D'Carigh dabei auffordernd an.
    „Ja, wir hatten uns gedacht“, übersetzte der den Ein-Wort-Satz, „dass wir Patrouillen ausschicken und zusätzlich die Stadtwachen und Bürgermeister unserer Städte warnen. Die Bevölkerung sollten wir erst informieren, sobald wir genauere Informationen haben.“
    Der Ratsherr nickte. „Ein wohldurchdachter Vorschlag. So machen wir es. Veranlasst alles Nötige und falls Ihr ein offizielles Schreiben benötigt, lasst es mich wissen.“ Er sah zu Loravic, der sich eifrig Notizen gemacht hatte. „Oder noch besser“, meinte er dann, „lasst es Meister Loravic wissen, „er wird ein entsprechendes Dokument aufsetzen und mir zur Unterschrift vorlegen. Ich lasse Euch in dieser Angelegenheit freie Hand.“ Er warf Sir Andor ein schmallippiges Lächeln zu. „Gut, dass Ihr gerade in der Stadt wart. Eure Erfahrung wird uns nützen.“


    Nachdem sich Loravic und die beiden Krieger zurückgezogen hatten, blieb er noch eine Weile auf seinem Stuhl sitzen. „Was ist denn das nun wieder für eine Teufelei?“, fragte er sich leise. War es ein Fehler gewesen, die Bevölkerung nicht zu unterrichten? Was würde geschehen, wenn ein armer Holzfäller oder Wanderer vor den Patrouillen auf die Wölfe treffen würde? Das Ergebnis wäre nicht auszudenken. Selbst, wenn der arme Teufel mit dem Leben davonkommen würde... wer wusste schon, welche schrecklichen Krankheiten die Tiere hatten. Ihre grausige Beschreibung ließ in dieser Hinsicht nichts Gutes hoffen.


    [Anmerkung der Redaktion: Unerfahrene oder kampfuntüchtige Charaktere sollten in nächster Zeit äußerste Vorsicht walten lassen, wenn sie sich in die Wildnis begeben. Es könnte in der Zeit vor Halloween zu einer Begegnung der gruseligen oder sogar lebenbedrohenden Art kommen.]

    Bitte entschuldigt die Verschiebung, mir ist zeitlich etwas dazwischengekommen. Das Event wird morgen (Montag, 10. Januar) um 20:30 Uhr nachgeholt. Hier habt ihr auf jeden Fall schon einmal die Fortsetzung der Geschichte:


    "Ihr habt mich im Stich gelassen, Meister." Die ausgedörrte Gestalt, die einmal sein Lehrling gewesen war, torkelte auf ihn zu. Loravic wich zurück. Tränen standen in seinen Augen. "Ich konnte Dir nicht helfen. Ich weiß doch nicht, wie ich den Bann der Kugel brechen kann."
    Der verdurstete Albert tat einen weiteren Schritt. "Ich habe euch vertraut und bis zuletzt an euch geglaubt. Ihr habt mich sterben lassen."
    "Nein, Albert, nein!" Voller Angst sah Loravic sich in dem fensterlosen Raum um. Er war völlig leer. Von den dunklen Steinwänden rann eine zähe Flüssigkeit, die sich am dem Boden verteilte und seine Füße beinahe am Boden festkleben liess. Da! Hinter Albert war eine hölzerne Tür. Der alte Schreiber nahm seine gesamte Kraft zusammen und lief um den toten Albert herum, der ein tonloses Gurgeln ausstieß, als er nach seinem Meister griff. Loravic verstärkte seine Bemühungen. Jeder Schritt verursachte ein schmatzendes Geräusch, als er seinen Fuß aus der Flüssigkeit löste. Endlich hatte er die Tür erreicht und griff nach der Klinke. Abgeschlossen. Verzweifelt schlug er mit den Fäusten gegen die Tür. "Lass mich raus, bitte, öffnet die Tür." Du sollst denen in Not helfen oder Du sollst selbst Not erleiden. Die wispernde Stimme schien direkt aus dem Holz der Tür zu kommen. "Ich konnte doch nichts tun, ich weiß doch nicht, wie ich ihm helfen kann." Du hast es ihm versprochen. Du sollst nicht lügen oder Deine Zunge verlieren.
    Loravic schlug wie von Sinnen mit den Fäusten gegen die Tür. Albert hatte ihn beinahe erreicht. „Meisssster“, ertönte es von hinten. Loravic spürte seine Hand in seinem Nacken. "Öffnet die Tür, ich bitte euch."


    "Meister Loravic! Öffnet die Tür!"
    Der Schreiber fuhr hoch, sein Gesicht feucht von Schweiß und Tränen. "Albert!", rief er erschrocken.
    Doch sein Lehrling war nicht da. Erneut pochte es an der Tür. "Meister Loravic. Öffnet!"
    Ein Traum. Noch lebte sein Lehrling. Er schwang die Beine aus dem Bett und eilte zur Tür. Draußen standen ein Wachmann sowie ein Beamter, dessen Uniform die Farben von Vesper zeigte.
    "Was gibt es? Etwas Neues von Albert?" Loravics Stimme klang dünn und ängstlich in seinen Ohren.
    "In der Tat", erklärte der Beamte. "Er wird wegen Diebstahls gesucht Wisst ihr um seinen Aufenthaltsort, dann sagt es frei heraus."
    Loravic sah den Mann verständnislos an. War dies nur ein neuer Albtraum? "Diebstahl? Ist er von dem Bann befreit?"
    Nun war es der Beamte, der verwirrt dreinblickte. "Welcher Bann? Euer Lehrling ist letzte Nacht in das Haus eines unserer reichsten Bürger eingedrungen und hat ihn beraubt." Seine Miene nahm einen wissenden Ausdruck an. "Ah, wollt ihr etwa behaupten, er hätte unter einem Bann gestanden und wäre für seine Tat nicht verantwortlich? Mann, hebt euch diesen Unsinn für die Verhandlung auf. Sagt mir nur, wo er ist."
    Loravic, der in seinen Kleidern geschlafen hatte, zog nur seine Schuhe an, dann trat er an den beiden vorbei in den Flur. "Folgt mir, ich führe euch zu ihm."


    Auf dem Weg in die Bibliothek ging er die letzten beiden Tage noch einmal im Geiste durch. Er hatte die Kugel als diejenige identifiziert, die Nystul zur Erschaffung Trammels verwendet hatte. Doch keine seiner Schriften enthielt eine Erklärung für das, was seinem Gehilfen passiert war. Als die Worte vor seinen Augen verschwommen waren, hatte er den Rat des Heilers beherzigt und war schlafen gegangen. Die kurzen Ruhepausen, die er sich in den letzten Tagen zugestanden hatte, waren einfach nicht genug gewesen.


    Sein Herz pochte in seinen Ohren, als er die letzten Stufen der Bibliothek hinaufstieg. Albert stand noch immer da, wie er ihn verlassen hatte. Der Heiler, der in seiner Abwesenheit über seinen Lehrling wachte, stand auf, als er den Schreiber und seine Begleiter die Treppe hinaufkommen sah. "Noch eine Veränderung.", sagte er mit Bedauern in seiner Stimme.


    Der Beamte sah ihn mit durchdringendem Blick an. "Was bedeutet dies hier? Ist das der Verbrecher?" Der nickte in Alberts Richtung. Der Heiler zog eine Augenbraue hoch. Der hochnäsige Tonfall des Beamten war ihm nicht entgangen. "Dies, guter Mann", erklärte er, "ist mein Patient."


    Kurze Zeit später schüttelte der Beamte den Kopf. "Ihr wollt mir also weiß machen, er wäre seit Tagen in diesem Zustand?"
    "Ich bin bereit, es unter Eid zu beschwören. Seit Meister Loravic hier sich zur Ruhe begeben hat, habe ich ihn nicht eine Sekunde allein gelassen."


    Loravic betrachteten seinen Lehrling prüfend. Nein, er hatte sich nicht einen Zoll bewegt. Die blicklosen Augen starrten nach wie vor ins Leere. Es war, als hätte sein Geist ihn verlassen. Dies war nicht mehr sein Gehilfe, sondern nur eine leere Hülle. Ein wichtiger Teil fehlte.
    Ein Teil... Er begann, im Raum auf und ab zu gehen.


    Er war nun, dessen war er gewiss, der Lösung des Rätsels ganz nah. Er musste die einzelnen Teile nur richtig zusammensetzen.


    Zum einen hatte sein Lehrling im wahrsten Sinne des Wortes seinen Verstand verloren. Doch wohin war dieser entschwunden. Hatte die Kugel ihn aufgesogen? Die Kugel war doch eine schöpferische Kraft, die eine ganze Welt aus dem Nichts erschaffen hatte. Ein perfektes Abbild...
    Er lachte laut auf. Jetzt hatte er die Lösung. Die drei Männer sahen ihn überrascht an.


    "Er wurde kopiert", verkündete er den dreien. "Die Kugel hat ihn kopiert. Aber wieso hat sein anderes Ich diesen Raub begangen?" Er nahm seine ruhelose Wanderung wieder auf. "Seine Kopie scheint eine Art böser Zwilling zu sein. Das macht Sinn, da ja auch das friedliche Trammel als Kopie aus Felucca hervorging, das zu der Zeit vom Bösen beherrscht wurde. Aber warum ist er erstarrt? Selbst wenn die böse Hälfte seines Bewusstseins..." Wieder stockte er. Ihm war etwas eingefallen. Die Stimme in seinem Traum, was hatte sie noch gesagt. "Du sollst denen in Not helfen oder Du sollst selbst Not erleiden.", murmelte er. Er kannte diese Worte. Es war eines von Lord Blackthorns Gesetzen. Gesetze, die die Tugenden auf geradezu manische Weise durchsetzen sollte.
    Er wandte sich den wieder den Männern zu, die ihn immer noch anstarrten. Der Heiler wollte etwas sagen, doch Loravic hob abwehrend die Hand.
    "Ich glaube, ich weiß nun, was geschehen ist. Und ich weiß, warum der Diebstahl gerade in Vesper geschehen ist. Wenn ich Recht habe, hängt alles mit den Tugenden zusammen. Jede der acht Tugenden hat einen Gegenpol. Der Gegenpol von Aufopferung ist Gier oder Begehrlichkeit, wie es die alten Schriften nennen. Und welcher Ort wird mit dieser Anti-Tugend in Verbindung gebracht?"
    "Covetous", meinte der Wachmann verwirrt, „aber was hat das...“ Ein Aufblitzen von Verständnis erschien in seinem Blick. "Covetous liegt in der Nähe von Vesper."


    Loravic nickte zufrieden. "Wenn ich richtig liege, wurde mein Lehrling kopiert. Aber nicht nur einmal. Meiner Theorie nach muss es acht Kopien geben, jede versehen mit einem Teil seines Verstandes. Was für den armen Kerl noch übrig blieb, reicht gerade einmal aus, seinen Körper notdürftig am Leben zu erhalten. Die Antriebskräfte wie Selbsterhaltung, Ehrgeiz und so weiter sind alle in die Kopien geflossen. Nun müssen wir die Kopien nur finden und feststellen, wie wir die Bruchteile seines Geistes da wieder herausbekommen."


    Der Wachmann grinste breit. "Ich weiß genau, wie man den Geist vom Körper trennt."

    Eine der bekanntesten Kristallkugeln ist fürwahr die des Lich Khelereth, welcher man als einziger die tatsächliche Fähigkeit zusprach, dem Betrachter die Zukunft – oder zumindest eine mögliche Zukunft – zu zeigen. Hätte er sie mit mehr Weisheit genutzt, hätte ihn Lothars Verrat sicher nicht so...


    Loravic knurrte leise vor sich hin, als er weiterblätterte. Dies war nicht die Kugel, die er suchte. Moment, hier wurde Nystul erwähnt...


    Auch verfügte Nystul über eine Kristallkugel, welche ihm eine profunde Kenntnis über lang vergangene oder weit entfernte Geschehnisse bescherte. Blickte man durch den klaren Kristall ins Zentrum der Kugel und sprach die...


    Klarer Krstall? Nein, die kann es auch nicht sein. Weiter... Im Takt es dumpfen Pochens hinter seiner Stirn überflog er die Seiten.


    Nachdem Nystul der Unendlichkeit die Facette Trammel abgerungen hatte, fragte der Kurator mit angemessener Höflichkeit bei ihm an, ob er den Kristall, welchen er für diese magische Großtat verwendet hatte, nicht im Museum zum Andenken an diesen glorreichen Moment ausstellen wolle. Nystul musste dies leider ablehnen, da sie, wie er sagte, im Augenblick der Schaffung von Trammel verschwunden wäre. Als ob die Schöpfung von Trammel jemals in Vergessenheit geraten...


    Loravic blätterte weiter. Seine rotgeäderten Augen überflogen die Seiten.


    Leider ist sein Name nicht überliefert, aber seine Erfindung wird noch heute von Tierzähmern auf der ganzen Welt gepriesen. Seinen Begleiter im rechten Moment an seine Seite...


    Loravic runzelte die Stirn. Er hatte etwas übersehen, das spürte er deutlich. Das Pochen in seinem Kopf wurde stärker. Beinahe schien es ihm, als würde ein kleiner Dämon in seinem Schädel wütend auf und ab hüpfen und ihn einen übermüdeten Idioten schimpfen. Er blätterte zurück.


    "Nystul musste dies leider ablehnen, da sie, wie er..." Der Schreiber riss die Augen auf. "SIE! Kein einfacher Kristall. Eine Kristallkugel."


    Er blickte die Kugel auf dem Tisch prüfend an. Konnte dies das magische Artefakt sein, mit dem Nystul der Große eine neue Welt erschaffen hatte? Sie sah so unscheinbar aus. Kein inneres Feuer, das den Betrachter vor Ehrfurcht erschauern ließ. Und doch besaß diese Kugel große Macht. Der arme Albert, davon war er überzeugt, hätte ihm in dieser Hinsicht sicherlich beigepflichtet.


    Er trat an die Treppe und rief hinunter. "Meister Bibliothekar, habt Ihr hier ein Werk über die Erschaffung von Trammel?"
    Leider wurde seine Anfrage mit größtem Bedauern abschlägig beschieden. Er warf Albert noch einen letzten Blick zu, bevor er langsam die Treppen hinunterging. "Ein wenig frische Luft wird mir sicher gut tun.", murmelte er, als er sich in Richtung Burg und seiner kleinen Privatbibliothek aufmachte.

    Winzige Staubteilchen tanzten vor dem Fenster, als wollten sie die gerade aufgegangene Sonne begrüßen. In der Bibliothek von Britain herrschte eine Stille, die durch das leise Rascheln von Papier eher noch betont als gestört wurde. Die beiden Kerzen auf dem großen Tisch, hatte Loravic bereits zweimal erneuert, zuletzt vor beinahe drei Stunden und auch diese beiden waren beinahe heruntergebrannt.


    Der Hofschreiber fügte ein weiteres Buch dem Stapel hinzu, der im Verlauf der Nacht immer weiter angewachsen war. Seine Knochen knackten deutlich hörbar, als er aufstand und sich reckte. Dann trat er vor das Regal und kniff die Augen zusammen. Die Titel waren im Dämmerlicht nur schwer zu entziffern. Endlich fand er, was er gesucht hatte. Als er sich mit dem Folianten wieder seinem Stuhl zuwandte, fiel sein Blick auf die Kristallkugel, die er vorsichtig am äußersten Rand des Tisches platziert hatte. Er lächelte grimmig. Sie würde ihre Geheimnisse schon noch preisgeben. Er war sich ganz sicher, dass er bereits von ihr gelesen hatte. Doch das musste vor vielen Jahren gewesen sein, als er noch ein junger Lehrling war.


    Da sie Nystuls Zeichen trug, hatte er bei seinen Recherchen mit dessen Aufzeichnungen begonnen. Dies hatte ihn bis zur zweiten Stunde beschäftigt, ihn jedoch keinen Schritt weitergebracht. Zu dumm, dass der weitaus größte Teil von Nystuls Schriften verschollen war. Gerüchten zufolge enthielten sie derart starke Magie, dass Nystul selbst sie vernichtet hatte, um einen Missbrauch zu verhindern.


    Loravic betrachtete die Kugel noch einen Moment. Sie war ihm am gestrigen Abend in einer hölzernen Schachtel von einem Boten überbracht worden. Er hatte das Siegel auf der Kiste bereits erkannt, als der Bote seine Verbeugung beendet hatte. "Ehrenwerter Hofschreiber", hatte der in feinste Seide gekleidete Abgesandte ihn begrüßt, "der erhabene Ihara Soko, Imperialer Handelsminister und Meister dieses unwürdigen Überbringers von Nachrichten sendet Euch seine herzlichsten Grüße. Diesem hier wurde die Aufgabe zuteil, Euch dieses ebenso wertvolle wie geheimnisvolle Artefakt zuzustellen."
    Es hatte einige Zeit gedauert, bis der Bote seine Litanei beendet hatte. Kurz gesagt war die Holzkiste in einem kaum benutzten Lagerraum in der Nähe von Zento aufgefunden worden. Da die Zeichen auf der Kiste es als magisches Artefakt auswiesen, hatte man dem Minister davon berichtet, der sie umgehend nach Britain bringen ließ. Als alter Bekannter des Hofschreibers kannte er dessen Interesse an allen Arten von Altertümern und Geheimnissen.


    Bisher hatte die Lösung dieses speziellen Geheimnisses allerdings auf sich warten lassen. Der Schreiber setzte sich wieder, schlug das Buch auf und betrachtete die erste Seite. Er seufzte leise. Dexter mochte ein brillanter Kopf gewesen sein, der den Posten des Königlichen Magiers zu Recht innegehabt hatte, aber seine Handschrift war schlichtweg furchtbar. In dieser Hinsicht stand er seinem ehemaligen Meister Kronos in Nichts nach.


    Loravic benötigte seine gesamte Konzentration, um die Schrift zu entziffern. Vielleicht lag es daran, dass er die leisen Schritte auf der Treppe überhörte. "Meister?", ertönte eine fröhliche Stimme, "Guten Morgen. Seid Ihr schon wieder auf oder immer noch?"
    "Morgen, Albert", erwiderte Loravic den Gruß, ohne von seiner Lektüre aufzusehen. "Immer noch.", fügte er dann mit leichter Verspätung hinzu.
    "Meister, was ist das denn? Ich glaube nicht, dass ich die schon einmal gesehen habe."


    "Hm? Was gesehen?" Loravic hob den Blick und sah gerade noch, wie Albert die Hand nach der Kristallkugel ausstreckte.
    "Nein!", rief er noch, doch es war zu spät. Die Hand seines Gehilfen senkte sich auf die Kugel während sein Kopf verdutzt zu Loravic herumfuhr. Alberts Mund öffnete sich, als wollte er eine Frage stellen.
    "Dummer Kerl" fuhr der Hofschreiber ihn an. Der Stuhl, auf dem er die Nacht verbracht hatte, fiel klappernd um, als er aufsprang. "Ein unbekanntes magisches Artefakt fasst man doch nicht mit bloßen Händen an. Es könnte ja sonst etwas geschehen. Willst Du Dich umbringen?" Er trat auf seinen Gehilfen zu, der immer noch mit offenem Mund da stand, die Hand auf die Kugel gelegt.


    "Nun sieh mich nicht so..." Der Schreiber verstummte und musterte fassungslos Alberts starres Gesicht. "Albert?" Er trat auf den jungen Mann zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. Der Lehrling rührte sich nicht. "Albert? Junge? Was ist mit Dir?" Vorsichtig packte Loravic den Arm seines Gehilfen und zog ihn von der Kugel weg. Der Arm machte die Bewegung ohne Widerstand mit, erstarrte aber wieder, sobald der Hofschreiber ihn los ließ.


    Auch als er mit der Hand vor den Augen des Jüngeren herumwedelte, zeigte dieser keine Reaktion. Seine Augen starrten nach wie vor in Richtung des Stuhls, auf dem Loravic gesessen hatte. Der alte Mann taumelte ein paar Schritte zurück und hielt sich am Tisch fest, als er über den auf dem Boden liegenden Stuhl zu stolpern drohte. Ein feuchter Schleier legte sich über seinen Blick, als er seinen jungen Lehrling verzweifelt ansah.
    "Oh, Albert. Du dummer, dummer Junge. Was hast Du nur getan?"


    Eine der Kerzen flackerte ein letztes Mal auf und tauchte Loravics tränenfeuchtes Gesicht in einen orangefarbenen Schimmer, dann erlosch sie mit einem leisen Zischen.


    ***


    Der Heiler trat einen Schritt zurück und wandte sich Loravic zu, der an einem der Bücherregale lehnte. Der Hofschreiber schien in der letzten Stunde um Jahre gealtert zu sein. Tiefe Falten zogen sich durch sein Gesicht. Der Heiler schüttelte langsam den Kopf. "Körperlich scheint ihm nichts zu fehlen. Ich kann es mir nicht erklären." Er schenkte dem Schreiber ein trauriges Lächeln. "Doch noch ist nichts verloren. Sein Herz schlägt, er atmet regelmäßig und seine Organe arbeiten. Er kann in diesem Zustand noch mehrere Tage bleiben, bevor..." Der Heiler biss sich auf die Lippen.
    "Bevor er verdurstet, wollt Ihr sagen." Loravic schloß die Augen. Seine linke Hand bewegte sich nach hinten und strich sanft über die Buchrücken, als würden ihm diese Trost spenden.
    "Es besteht noch Hoffnung, will ich damit sagen. Wir haben drei bis vier Tage Zeit, ihn aufzuwecken. Doch dafür müssten wir erst einmal wissen, wie er in diesen Zustand geraten ist."


    "Ihr habt Recht." Loravic stieß sich von dem Regal ab und ging mit erstaunlich festem Schritt um den Tisch herum. Dexters Manuskript, in der er gelesen hatte als Albert hereinkam, lag immer noch da. "Haltet Ihr ihn nur lange genug am Leben", wies er den Heiler, während er den Stuhl wieder aufstellte und sich setzte. "Ich finde die Lösung. Ich brauche nur etwas Zeit."


    "Er scheint keinen Schluckreflex mehr zu haben. Ihr habt also maximal drei, allerhöchstens vier...", begann der Heiler.
    Loravic sah ihn an. Der Heiler zuckte leicht zusammen, als er den Blick des Alten sah. "Ihr haltet ihn am Leben.", wiederholte Loravic mit eisiger Stimme. Der Heiler nickte langsam. "Ich brauche ein paar Sachen..." Er brach ab. Der Schreiber hatte sich über seine Lektüre gebeugt und schien ihn nicht mehr zu hören. Als die Schritte des Heilers auf der Treppe verklungen waren, fuhr Loravic sich verstohlen mit dem Ärmel über die Augen. Dann sah er zu seinem Gehilfen hinüber. "Hörst Du, Junge? Halte durch. Es wird alles gut. Du musst nur durchhalten."

    "Leider ist es mir trotz größter Anstrengungen nicht gelungen, diese seltsamen Spinnen zu zähmen. Und glaubt mir, meine Fähigkeiten sind nicht gering.", beendete der Waldläufer seinen Bericht.
    Mavis und Adeben sahen sich fragend an. "Ihr habt also eine neue Spinnenart entdeckt?", vergewisserte sich Mavis schließlich. Der Waldläufer nickte knapp. "Ich hatte mir bereits überlegt, dieses Nest der Wache zu melden, aber da der Talkessel fernab jeglicher Ansiedlungen liegt, stellt es wohl keine Gefahr für die öffentliche Ordnung dar. Aber für die Konföderation der Zähmer dürfte diese Information wohl dennoch von Interesse sein."
    "Ihr seid zum richtigen Ort gekommen, dies ist wirklich faszinierend. Massen an Spinnen, sagtet Ihr?" Der Waldläufer nickte erneut. "Unmengen von Spinnen", erklärte er knapp.


    "Und wie kam es, dass Ihr diesen Ort gefunden habt?"


    Der Ranger lächelte dünn. "Es war kurz nachdem ich den Ru überquert hatte, als mir plötzlich ein Netz auffiel..."

    Zitat von benmcloud


    *grübelt wie es nun wohl weiter geht, aber da kommt ihm eine Idee - er hebt die Arme gen Himmel und ruft*


    "Ihr Götter, was soll ich nun tun? Soll ich das Ding nochmal bauen oder erschafft ihr das nun durch eure bloße Willenskraft? Gebt mir ein Zeichen!"


    Nein, Du brauchst es nicht noch einmal zu bauen. Mit purer Willenskraft wird es zwar auch nicht getan sein, von Deiner Seite reicht es aber, wenn Du den Bau noch ein wenig stehen lässt.

    Die Entscheidung ist gefallen und der Sieger unseres kleinen Bau-Wettbewerbs steht fest.


    Bevor nun aber der Trommelwirbel ertönt und die Siegesfanfare erschallt, erst einmal ein paar kleine Worte zu den einzelnen Bauten:


    Alle Bauwerke sind sehr schön geraten und die Entscheidung war daher alles andere als leicht. Ein paar Kriterien haben uns allerdings dann doch bei der Auswahl geholfen. Zum einen sollte der Bau als offizielle Einkaufsmeile eine gewisse Seriosität und Stabilität ausstrahlen, dabei aber dennoch offen und einladend wirken. Außerdem sollte er selbstverständlich auch genug Platz für Vendoren-Stellplätze bieten. Letztendlich sollte sich der Entwurf in das Stadtbild von Luna eingliedern, ohne dort allerdings in der Masse der anderen Gebäude völlig unterzugehen.


    Der Entwurf, der all diese Kriterien am Besten erfüllt hat, ist (hier müsst ihr euch nun den Trommelwirbel und die Fanfare vorstellen).... die Luna Mall von benmcloud alias Christine (Owner: Kov Architekt).


    Herzlichen Glückwunsch an Christine und einen herzlichen Dank an alle Architekten, Baumeister und Planer, die sich die Mühe gemacht haben, einen Enwurf einzureichen. Sie waren alle toll.


    P.S.: Nun wird es zumindest bei diesem Gebäude nun doch nichts mit dem Abreissen und Re-Investieren. ;)

    „Meister Loravic, möchtet Ihr einen Tee?“ Alberts Stimme riss den Schreiber aus seiner Lektüre. Mit einer schnellen Bewegung klappte er das Buch zu. „Albert, ich habe keine Zeit für Tee.“, fuhr er seinen Assistenten an. „Ich weiß, dass ich den Namen Ventarius schon einmal gelesen habe.“ Wütend schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch. Einer der größeren Bücherstapel geriet ins Wanken und er griff schnell zu, um ihn zu stützen. Dann seufzte er und lächelte seinen Assistenten müde an.
    „Entschuldige, mein Bester. Ich kann einfach an nichts anderes mehr denken. Der Name wurde mir von mehreren Soldaten genannt, die bei dem Kampf gegen die Juka auf Ilshenar dabei waren. Der Dämon nannte sich selbst Ventarius, da waren sich alle einig. Wenn ich nur wüsste, wo ich ihn bereits gelesen habe...“
    Albert schüttelte missbilligend den Kopf. „Ihr müsst Euch etwas Ruhe gönnen, dann wird die Erinnerung schon kommen. Steht nicht geschrieben, dass Entspannung der Schlüssel zu Erkenntnis und Geduld ein sicherer Hafen ist?“
    Loravic lachte bitter. „Kein Hafen wird sicher sein, wenn wir nicht...“ Er sprang auf. „Albert“, rief er. „Du bist ein Genie. Er rannte zu einem der Regale und nahm ein altes Buch aus einem der Regale. Er blätterte ein wenig darin herum und begann zu lesen. Albert trat näher und sah ihm über die Schulter. „Die Chroniken von Uzeraan?“, fragte er seinen Meister überrascht.


    Loravic sah auf. „Ventarius war der wahre Name des Dämons, der in Haven von Uzeraan gefangen gehalten wurde.“ Albert keuchte erschrocken. „Der Dämon, der ganz Haven in Schutt und Asche gelegt hat?“
    Loravic rannte bereits zur Tür. „Ich muss sofort zu Andor und Sir Darion.“ Er öffnete die Tür und sprang erschrocken zurück. Draußen stand ein Bote. „Meister Loravic, die Dinge haben sich zugespitzt. Wir müssen sofort handeln und ihr sollt umgehend zu Sir Darion kommen. Er befindet sich schon auf dem Weg zum Thronsaal.“

    „Loravic?“ Sir Darion runzelte die Stirn. Der Schreiber fuhr hoch. „Wie? Ah, entschuldigt, Ratsherr. Ich fürchte, ich war in Gedanken. Der Bericht? Natürlich, sofort.“ Er räusperte sich und griff nach einer Schriftrolle. „Wie schon gesagt, hatte Fähnrich Sebastian Kundschafter angeworben, die sich in der Terathan Feste einmal umsehen sollten und dabei auf einen geheimnisvollen Altar gestoßen sind. Die Feste ist auch früher schon erforscht worden und in den alten Berichten ist von diesem Altar nichts zu finden. Daher zogen wir den Schluss, dass dieser und das Ritual, welches die Arachniden vorbereiten, in direktem Zusammenhang mit ihrem merkwürdig aggressiven Verhalten steht und das Ritual verhindert werden muss.“


    Der Hofschreiber sah kurz auf und Sir Darion bedeutete ihm mit einer knappen Geste, fortzufahren. „Nun, die aktuelle Situation gestaltet sich folgendermaßen: Conway von der Garde hat nahe des Terathan Keep Aufstellung genommen und tut alles, das Ritual zu verhindern. Anscheinend spielen bei dem Ritual eine Tasche, ein Schwert, ein Schild und Handschuhe eine entscheidende Rolle. Diese ließ er von ein paar wackeren Kriegern entwenden. Allerdings...“ Er stockte. „Ende gut, alles gut“, warf Sir Auston fröhlich ein.


    Andor Axtschwinger warf dem Verwalter von Vesper einen abschätzigen Blick zu. „Ende gut, alles gut“, äffte er den kleineren Mann nach, „Ihr habt wohl den Verstand verloren. Loravic, sagt ihm, dass er sich irrt.“
    Der Hofschreiber sah ihn kurz mit geistesabwesendem Blick an, dann fing er sich wieder. „Man hätte annehmen sollen“, begann er diplomatisch, „dass der Verlust der Ritualgegenstände den Eifer der Spinnenwesen bremsen würde, doch tatsächlich ist dies nicht der Fall. Im Gegenteil. Nicht nur, dass sie ihre Vorbereitungen fortsetzen, ihr Eifer scheint mit jedem Tag noch zuzunehmen.“
    Wieder war ein Räuspern zu vernehmen, diesmal aber vom Kopfende des Tisches, wo Sir Darion sich nun in seinem Stuhl vorbeugte. „Loravic, Euch geht doch etwas im Kopf herum. Warum teilt Ihr Eure Gedanken nicht mit uns?“, fragte er in einem aufmunternden Tonfall.


    Der Hofschreiber seufzte leise. „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wo ich anfangen soll. Das alles kommt mir reichlich merkwürdig vor.“ Er hob einen Finger in die Luft. „Erstens die Invasion der Juka in Trinsic, die nicht wirklich einen Sinn ergeben hat.“ Ein zweiter Finger erhob sich. „Dann der Bau dieses Gebäudes auf Ilshenar, der im letzten Augenblick verhindert werden konnte.“ Ein dritter Finger. „Nicht zu vergessen die Berichte von dem riesigen Dämon, der während der Kämpfe schemenhaft auf dem Dach des Gebäudes zu sehen war. Und viertens“, fuhr er fort, während er einen weiteren Finger ausstreckte, „das ungewöhnliche Verhalten der Terathan, die nun auch ein geheimnisvoller Bau-Zwang beherrscht und die ebenfalls auf ein Ritual hinarbeiten, deren Ziel uns wie schon bei den Juka völlig unbekannt ist.“


    Er ließ die Hand wieder sinken und schüttelte den Kopf. „Vielleicht bin ich paranoid, aber ich denke, hier zeichnet sich ein Muster ab. Beim letzten Mal ist es noch gut gegangen und die Menschheit konnte das Ritual gerade noch rechtzeitig beenden, doch ich meine, wir sollten Vorsicht walten lassen und uns auf das Schlimmste gefasst machen. Die Macht, die hinter all dem steht, darf nicht unterschätzt werden.“ Er sank auf seinem Stuhl zusammen und schien plötzlich um Jahre gealtert. „Es ist meine Schuld“, meinte er leise, „ich hätte die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen dürfen. Es gehört mit zu meinem Beruf, ungewöhnliche Vorkommnisse zu recherchieren. Ich fürchte, ich werde träge auf meine alten Tage.“


    „Macht Euch keine Vorwürfe, Hofschreiber.“ Die sanfte, klare Stimme von Synaeva brach die peinliche Stille, die auf Loravics Rede gefolgt war. „Wenn Ihr mit Eurer Vermutung Recht habt, dann trifft diese Schuld uns alle. Außerdem...“, die Elfe machte eine kleine Pause, „seid ihr ein Mensch und Menschen machen nun einmal Fehler.“ Das Wort Menschen hatte sie besonders betont. Loravic sah gerade noch rechtzeitig auf, um das feine Lächeln zu sehen, das ihren Worten die Spitze nahm. Er lächelte dankbar zurück.


    Nun ergriff Sir Darion wieder das Wort: „Synaeva vom Baum spricht wahr, wir alle müssen uns dieses Versäumnis anrechnen lassen.“ Einzelne Ratsmitglieder wollten protestieren, doch er hob schnell die Hand und sprach weiter. „Vielleicht irrt sich unser geschätzter Hofschreiber ja auch und ich denke, niemand wäre zufriedener als er selbst, wenn es so wäre. Doch wir müssen vom Schlimmsten ausgehen und dürfen nichts als gegeben hinnehmen. Der Preis für einen Irrtum wäre einfach zu groß.“ Er sah sich in der Runde um. „Hat jemand noch etwas hinzuzufügen?“


    Sir Andor hieb mit der Faust auf den Tisch. „Wer sich für unbesiegbar hält, ist schon besiegt, pflegte mein alter Waffenmeister immer zu sagen. Gerade vorhin bekam ich eine Depesche, dass die Terathan einen Angriff auf Delucia planen. Sie haben sogar einen Anführer ernannt.“ Er grinste breit, als er die erschrockenen Gesichter der anderen Ratsmitglieder sah. „Keine Sorge“, dröhnte er, „um diese Angelegenheit wird sich schon gekümmert. Aber es wird wohl nicht schaden, die Bürger zu den Waffen zu rufen. Wenn wir uns irren, wird es kaum schaden, aber wenn nicht...“ Er ließ den Satz offen. Schließlich war es Sherzane an Benlimon, der den Satz für ihn beendete: „Wenn nicht, dann brauchen wir jede Hilfe, die wir bekommen können.“

    An einem Ort zwischen des Welten des Multiversums...


    Noch immer trieb er durch diese unendliche Leere. Er war seinem Ziel so nahe gewesen. Die Juka hatten ihn im Stich gelassen. Das Werkzeug, welches er über Jahre hinweg so mühsam geschmiedet hatte, war bei der endgültigen Probe seiner Nützlichkeit zerbrochen. Ihr sterblicher Körper war von dem menschlichen Gewürm zerstört worden. Luniver! Er hätte schreien mögen vor Zorn, als seine Dienerin versagt hatte und das Gebäude in sich zusammenfiel. Doch selbst dies blieb ihm in der ewigen Stille und Dunkelheit der Leere versagt.


    Ein Teil seiner Essenz hatte bereits körperliche Form angenommen gehabt, doch der magische Rückstoß hatte ihn wieder weit zurückgeschleudert. Dennoch hatten ihn die Bemühungen der Juka seinem Ziel wenigstens ein Stück näher gebracht. Wenn diese verfluchte Echse doch nur noch ein wenig länger ausgehalten hätte.


    Er hasste sie für ihr Versagen, so wie auch alle anderen Wesen auf der Welt. Sobald er zurück war, würde er sich rächen. Die Sterblichen würden vor ihm knien, nein, im Staub kriechen und er würde sich an ihrer Agonie weiden, bevor er sie zertrat, wie die Insekten, die sie für ihn waren. Seine einstige Herrin würde sich vor ihm beugen müssen. Sie würde SEINE Dienerin sein. Mit all seiner jetzigen Macht würde er ihr so sehr überlegen sein wie sie den weiblichen Dämonen überlegen war, deren Gestalt sie trug. Sie würde leiden... Auch der dumme Narr, der es gewagt hatte, ihn über Jahre hinweg in einem Käfig gefangen zu halten, würde seine Macht zu spüren bekommen. Ihn würde er von allen Wesen als letztes vernichten, nachdem er seinen Geist wieder und wieder gebrochen hatte. Er hoffte so sehr, dass der Alte die Vernichtung der Stadt überlebt hatte, die ihn in vor all den Jahren in die Leere geschleudert hatte.


    Und war die verräterische Echse betraf... Lunivers Körper mochte zerstört sein, doch ihre Seele... Das Äquivalent eines schadenfrohen Lachens wogte durch seinen Geist... ihre Seele war dank ihrer Verbindung zu dem Gebäude ebenfalls in die Leere geworfen worden. Kurz hatte er mit dem Gedanken gespielt, seine geistigen Fühler auszustrecken und ihren schwachen Lebensfunken auszulöschen. Er wusste, dass er sie erreichen konnte, die Verbindung zwischen ihnen hatte er jahrzehntelang immer weiter verstärkt. Doch es würde ihn viel Kraft kosten und seine Rückkehr weiter verzögern. Nein, hatte er letztendlich entschieden, es war die Mühe nicht wert und auch nicht so grausam wie das Schicksal, welches ihr ohnehin bald bevorstand. Ihr schwacher sterblicher Verstand würde der Leere nicht mehr lange trotzen können und ihr körperloser Geist würde – auf ewig wahnsinnig – durch das Nichts schweben.


    Stattdessen hatte er eine bessere Verwendung für seine Macht gefunden. Er war jetzt so nahe, dass sein Geist auch andere Wesen erreichen konnte. Die letzten Wochen hatte er damit verbracht, ihnen seinen Plan einzuflüstern. Oh, es war leicht gewesen, so leicht. Ihr Krieg stand schlecht und sie waren verzweifelt. Jeden kleinsten seiner Gedanken hatten sie dankbar aufgenommen. Sie glaubten wirklich, es würde ihn kümmern, ob diese nichtswürdigen Milben oder die Reptilien, die sie ihre Feinde nannten, überlebten. Letztendlich würde er sie alle vernichten.
    Doch in der Zwischenzeit würden sie die nötige Lebensenergie für ihn besorgen. Ob die Patrouillen, die sie ausschickten, starben oder töteten, machte für ihn keinen Unterschied, die Lebensenergie wäre sein. Und bald schon würde ihm die ganze Welt gehören.


    Bald... so bald...

    Für alle Spieler, die so fleißig unsere Advents-Questreihe mitgemacht haben, hier ein "kleiner" Rückblick:


    [center][youtube]I-LMONBvQHI[/youtube][/center]


    Wer es schafft, das Video ganz anzusehen, dem winkt ein RL-Statgain für Stamina. ;-)


    Viel Vergnügen beim Anschauen.


    Euer Staff

    Und hier nun der zweite Teil unserer Lobsterfishing-Mini-Reihe, in der Milena auch vorstellt, wie ihr Fallen herstellen und wo ihr die Krabben abgeben könnt:


    [youtube]AAVuBPYSQ0o[/youtube]


    Viel Spaß beim Ansehen und Ausprobieren.


    Euer Staff

    Schon vor einiger Zeit haben wir auf Vetus Mundus das Feature "Lobster-Fishing" eingeführt. Hier nun mit "leichter Verspätung" ein kurzer Lehrfilm. Ein zweiter Teil wird in Bälde folgen.


    Ein besonderer Dank gilt hierbei... nun, unseren Gast-Star seht ihr ja dann im Video.


    Viel Spaß beim Ansehen.


    Euer Staff


    [center][youtube]5sw0T4zIv0o[/youtube][/center]

    Sir Andor schüttelte gereizt den Kopf. "Das bringt uns alles nicht weiter. Wir wissen nicht mehr als zu Beginn. Jeder Schwachkopf weiß, dass eine gute Aufklärung das A und O eines jeden Feldzugs ist und wir haben nicht einmal die geringste Ahnung, womit wir es zu tun bekommen werden."
    Das betretene Schweigen der anderen Ratsmitglieder hatte etwas Bedrückendes. Sir Auston III. richtete sich kurz auf und schien etwas anmerken zu wollen, doch ein giftiger Blick von Andor ließ den Bürgermeister von Vesper wieder in seinen Stuhl zurücksinken.


    Harman schwieg. Was er zur Verteidigung seiner Späher hätte anbringen können, war bereits gesagt worden. Die Juka bauten etwas, das war deutlich zu sehen. Und trotz aller Bemühungen war der Bau mit jedem verstrichenen Tag weiter gewachsen. Die Echsenmenschen gingen mit einer Beharrlichkeit zu Werke, die nicht zu übertreffen war. Das Gebäude – denn ein solches sollte es wohl werden – stand nun kurz vor der Vollendung. Doch war es ein Tempel? Oder doch eine Maschine? Oder beides? Der äußere Schein offenbarte nichts von der Funktion des Gebäudes. Schon seit Stunden saßen sie nun hier und stellten Theorien auf, äußerten Vermutungen und manche von ihnen – und bei diesem Gedanken warf er einen abschätzigen Blick in Sir Austons Richtung – schienen nur um des Redens Willen den Mund aufzutun. Wie Andor Axtschwinger bereits so treffend gesagt hatte, brachte sie dies der Lösung des Rätsels keinen Schritt näher.


    Das leise Rascheln feiner Seide unterbrach die Stille. Sherzane an Benlimon legte die Fingerspitzen aneinander und ergriff mit seiner leisen Stimme das Wort: "Dieser bescheidene Kaufmann ist mitnichten ein Experte in derlei kriegerischen Auseinandersetzungen doch will mir scheinen, dass wir doch einiges mehr wissen, als zu Beginn dieser traurigen Affäre." Er lehnte sich zurück und schien einige Sekunden interessiert die Decke zu betrachten, bevor er weiter sprach. "Wir wissen, dass die Juka etwas Großes planen. Ihre Verluste in den letzten Tagen und Wochen müssen fürwahr enorm gewesen sein. Niemand der klaren Verstandes ist, würde solche Verluste in Kauf nehmen, wäre da nicht das Versprechen auf einen noch größeren zukünftigen Gewinn."
    Auf manchem Gesicht seiner Ratskollegen stand deutlich geschrieben, was sie vom „klaren Verstand der Juka“ hielten. Doch Sir Andor bedeutete ihm mit einer knappen Geste mit seinen Ausführungen fortzufahren.
    "Sollte das Bauwerk der Juka nur ein Luftschloss sein... meine geschätzten Ratskollegen mögen mir dieses kleine Wortspiel verzeihen...". Der Kaufmann wedelte entschuldigend mit der Hand. "... sollte es also überhaupt nichts bewirken, was hätten wir zu befürchten? Gar nichts, sollte man meinen. Die ganze Aufregung wäre dann nur einem irrationalen religiösen Irrsinn der Echsenwesen geschuldet und wir müssten uns keine Sorgen machen. Doch – meine Freunde – WENN dem Bau ein tieferer Sinn innewohnt, dann wissen wir eine ganze Menge. Wir wissen, dass Blackrock eine wichtige Ressource des Baus darstellt. Die genauen Eigenschaften dieses Minerals sind zwar nicht zur Gänze bekannt, doch der Untergang von Haven ist noch nicht so lange her, als dass uns allen nicht noch das gewaltige Zerstörungspotential dieses Materials in Erinnerung wäre. In Verbindung mit dem Armageddon-Zauber reichte es aus, einen relativ harmlosen Dämon wie dem Diener der Semidar nahezu unüberwindliche Kräfte zu verleihen und so nebenbei eine ganze Stadt zu vernichten. Und bedenkt bitte, dass dieser Zauber nicht einmal zur Gänze ausgesprochen wurde. Hierzu sollte man auch in Betracht ziehen, dass die damals verwendete Menge von Blackrock vergleichsweise gering war, verglichen mit dem, was die Juka bereits abgebaut und für die Errichtung ihres Gebäudes verwendet haben." Sir Nigel war bei diesen letzten Worten noch blasser geworden. Als Bürgermeister sah er die Ruinen des alten Haven nahezu täglich und wollte lieber nicht daran denken, was eine vielfache Menge dieses gefährlichen Rohstoffs anrichten könnte.


    An Benlimon schien gleicher Meinung zu sein. "Man möge einem armen Kaufmann seinen Mangel an Mut verzeihen, doch ich fürchte, dass ich gar nicht so genau wissen möchte, WAS die Juka genau geplant haben, denn mir will scheinen, dass ihr Anliegen nichts Geringeres als das Ende der Zivilisation, so wie wir sie kennen, sein kann." Seine ohnehin stets leise Stimme war zu einem Flüstern geworden. "Eventuell sogar die Vernichtung allen menschlichen Lebens."


    Die Ausführungen des Abgesandten von Nujel'm waren völlig logisch, doch das Bild, welches er da malte war beinahe zu schrecklich, um es zu glauben. Sir Andor fing sich als erstes wieder: "Was wäre also Euer Vorschlag?"
    Der Kaufmann seufzte leise. "Nun, wer der völligen Vernichtung ins Auge sieht, darf in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich sein. Die Zerstörung des Bauwerks noch vor seiner Vollendung und die Vertreibung der Juka von Ilshenar scheinen mir unvermeidlich. Denn ist das Gebäude erst einmal vollendet, könnte es zu spät sein, noch Maßnahmen zu ergreifen. Wir sind es den Bürgern unseres Landes schuldig, sie vor dieser Gefahr zu schützen, was es uns auch kosten mag." Bei den letzten Worten hatte sein Gesicht einen leicht gequälten Ausdruck angenommen, doch in seinen Augen, die sonst immer ein wenig verschlafen wirkten, blitzte eisige Entschlossenheit.


    Sir Andor Axtschwinger ließ seine Faust mit solcher Gewalt auf den Tisch niedersausen, dass die Wasserkaraffen von der Tischplatte abhoben und einige Gläser umfielen. "Der Kaufmann hat recht", dröhnte er, "wir müssen so bald wie möglich zuschlagen. Hart und schnell! Danach wird das Gebäude geschleift." Er verschränkte die massigen Arme vor der Brust und wandte den Kopf nach rechts zu Sir Darion.
    Der Ratsvorsitzende sah in die Runde. Einige Räte nickten, andere sahen ihn nur mit unbewegter Miene an, doch aus den Gesichtern war deutlich ihre Meinung zu lesen. Darion nickte. Eine Abstimmung würde in diesem Fall wohl nicht nötig sein.


    Bereits kurze Zeit später machten sich Boten auf den Weg zu den verschiedenen Ausrufern. Die Entscheidung war gefallen. Die Armee und alle Freiwilligen, die sich nur finden ließen, würden am Sonntag zur sechsten Stunde des Nachmittags in die Schlacht ziehen. Eine Schlacht, welche vielleicht die Zukunft dieser Welt entscheiden würde.

    Für alle, die noch ausreichend Energie für den Kampf gegen die Juka haben:


    In Ver Lor Reg hat sich ein Kopfgeldjäger namens Belk eingefunden und vergibt einen kleinen Zusatzauftrag. Zugegebenermaßen ein eher unangenehmes Individuum, aber in Krisenzeiten darf man wohl nicht allzu wählerisch sein. Dennoch soll hier nicht verheimlicht werden, dass manche Leute empfehlen, seine Finger zu zählen, nachdem man ihm die Hand gegeben hat. Skrupel kennt Belk kaum.


    Nachtrag:
    Aus clienttechnischen Gründen steht Belk nun bei Fähnrich Deakon am Zelt. Nun können auch Spieler, die mit ihrem Client nicht mehr nach Ver Lor Reg hineinkommen, die Quest annehmen.