[Halloween-Quest] "Scary Jesters" - Ein Hofnarr in Nöten

  • Einige werden Lustikus, den Hofnarren zu Britain bereits das eine oder andere Mal gesehen oder sogar gesprochen haben und auch für die Einwohner von Britain ist er natürlich kein Unbekannter. Ab und an sieht man ihn durch die Stadt schlendern, hüpfen oder gar tanzen. Nie ist er in Eile, immer hat er Zeit für einen kleinen Schwatz, einen Streich oder sogar einen schlüpfrigen Witz.
    Daher sahen die Wachen am Tor zu Britain überrascht auf, als ein völlig erschöpfter Hofnarr auf sie zu preschte. "Völlig... verrückt!", keuchte der Narr, als er sie erreicht hatte. "Schützt mich bitte vor diesen Irren."
    Die Wachen warfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu. Einer der beiden hob gerade die Hand, um sich mit dem Finger an die Schläfe zu tippen, als lautes Rufen ertönte und eine Menschenmenge um die Ecke bog. "Neeein", rief der Hofnarr, "da sind sie wieder!" Trotz seiner Kurzatmigkeit legte er einen beeindruckenden Sprint hin und war gleich darauf in der Burg verschwunden. "Keinen Kuchen für diese Irren, nicht ein Stück!", war noch zu hören, dann wandten sich die Wachen der Menge zu: "Halt! Wer begehrt Einlass in die Burg zu Britain?"
    Die Menge stoppte, als die Wachen ihre Armbrüste hoben. Das Geschrei verstummte. Dann trat ein Mann in einer mehlbestäubten Schürze vor. "Dieser Wahnsinnige hat meine Tochter bedroht."
    Weitere Stimmen erhoben sich:
    "Und meine Frau!"
    "Mich hat er mit einem blutigen Schwert verfolgt."
    "Er muss büßen für seine Untaten."
    Binnen Sekunden schwoll das Geschrei an, drohende Fäuste wurden in Richtung der Burg erhoben.
    "Hol lieber den Hauptmann", wisperte eine der Wachen seinem Kollegen zu. "Das hier riecht nach Ärger und nicht zu knapp."



    Hauptmann DeCarigh betrachtete den Hofnarr, der wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl vor ihm kauerte. "Erzählt, was geschehen ist. Selbst ein Narr wie ihr sollte einige Schwierigkeiten haben, die guten Bürger von Britain so gegen sich aufzubringen."
    Lustikus hob den Kopf, schüttelte ihn verzweifelt und senkte dann wieder den Blick. "Bin nur in die Stadt gegangen um Kürbiskuchen zu holen. Dann riefen die Leute, ich wäre ein Unhold. Würde ein blutiges Messer schwingen und Töchter bedrohen." Empört richtete er sich auf dem Stuhl auf und deutete mich einer theatralischen Geste auf seine Brust. "Ich! Ein Messer! Pah. Eine Kuchengabel, das ergäbe Sinn. Aber ein Messer? Das weiß ich besser."


    De Carigh seufzte. "Aber irgendwie müsst Ihr doch..." Er brach ab, als die Tür aufging und eine Wache den Raum betrat. Er hob eine Augenbraue und wollte der Wache gerade erklären, was es mit dem guten, alten Brauch des Anklopfens auf sich hatte, als die Wache zackig salutierte. "Verzeihung, Hauptmann, aber das ist wichtig. Der Narr wurde erneut gesehen. Er hat einen dicken Kaufmann quer durch Britain gejagt und schwang dabei einen blutigen Dolch." Dann fiel sein Blick auf Lustikus, der ihn fassungslos anstarrte und er sah seinen Vorgesetzten verwirrt an. Der Narr ist schon hier? Aber wie..."
    "Ich? Ein Dolch? Was sagt dieser Strolch?", deklamierte der Narr.
    Hauptmann De Carigh rieb sich das Kinn. "Und wann hat sich diese denkwürdige Jagd zugetragen?" "Eben erst, Herr."
    Der Hauptmann nickte langsam. "Der Narr ist bereits seit einiger Zeit hier in der Burg, hatte sich in seinem Zimmer unter dem Bett versteckt. Damit kommt er als Täter nicht in Frage."
    Die Wache sah ihn überrascht an: "Ihr meint, ein Doppelgänger des Narren treibt in Britain sein Unwesen? Verkleidet? Aber wer wollte denn aussehen wie der Hofnarr?"


    "Wer?", ereiferte sich der Narr. "Praktisch jeder, der Sinn für Haut Kuhtür hat", erklärte er in einem hochnäsigen Ton. "Also Schöngeister wie ich, des weiteren Gerber, Kürschner, Landwirte, ..."


    De Carigh verdrehte leicht die Augen, ignorierte den Narren ansonsten jedoch. "Wer oder was, das werden wir herausfinden müssen!", meinte der Hauptmann. Er warf einen Blick auf den Narren, der mittlerweile aufgesprungen war und vor sich hinmurmelnd im Raum umherging. "Türschreiner, Knechte, Mägde, Milchmädchen..."
    Der Hauptmann verzog das Gesicht und wandte sich erneut der Wache zu. "Je schneller, desto besser.", erklärte er mit Nachdruck.


    Hauptmann De Carigh sucht Freiwillige, die die Grusel-Narren aufspüren und der Gerechtigkeit zuführen. Ihr findet ihn heute und morgen im Hof des Britain Castle.

  • "Ente gut, Gans noch besser", erklärte der Narr feierlich. De Carigh verdrehte neuerlich die Augen. Der Narr schien sich von dem Schrecken wieder völlig erholt zu haben. "Es ist doch auch eine Unverschämtheit, sich als Narr auszugeben", fuhr Lustikus fort. "Schließlich gehört dazu ein jahreslanges Studium. Da muss man seine fünf Sinne schon zusammenhaben." Er zählte an den Fingern ab: "Unsinn, Blödsinn, Schwachsinn, Stumpfsinn und Geschmackssinn." Der Hauptmann sah ihn überrascht an. "Geschmackssinn?", fragte er ungläubig. "Sicher doch!" Der Narr nickte so entschieden mit dem Kopf, dass es aussah, als wollte er ihn sich von den Schulter schütteln. "Wie sonst sollte man denn den leckeren Kuchen schmecken können?" De Carigh betrachtete angelegentlich die Deckenkonstruktion. "Ich sollte nun wieder zu meinen Pflichten zurückkehren", erklärte er nach einem tiefen Atemzug und wollte sich schon abwenden. "Apropos Kuchen", hielt der Narr ihn zurück. Nur 21 von 35 meiner tapferen Helfer wollten tatsächlich einen meiner unglaublich leckeren Kürbiskuchen. Könnt Ihr das glauben, Hauptmann?" Dieser überlegte kurz. Er selbst war nicht sicher, ob er einen Kuchen essen wollen würde, den der Narr höchstselbst gebacken hatte. "Das sind immerhin etwa 60 Prozent, wie unsere Freunde von der Kaufmannsgilde sagen würden.", meinte er schließlich neutral.
    Der Narr wackelte mit dem Kopf. "Nein, nein", widersprach er, "Ihr hört nicht zu. Wie können denn 60 protzend den Kürbiskuchen präsentieren, wenn nur 21 überhaupt einen haben wollten. Von Mantematik versteht Ihr wohl leider gar nichts." Er legte den Kopf schief. "Vielleicht haben aber auch manche meine Frage falsch verstanden." Sein Kopf fuhr ruckartig hoch und er trat einen Schritt auf De Carigh zu und flüsterte ihm ins Ohr: "Manch einer hatte sogar einfach nur Was? auf meine Frage geantwortet und dies auch noch, nachdem ich die Frage in ganz einfachen Worten wiederholt hatte." Traurig schüttelte er den Kopf. "Diesen armen Kerlen, die entweder taub wie ein Baumstumpf oder unserer Sprache so gar nicht mächtig sind, habe ich den Kuchen einfach so gegeben. Kuchen ist nämlich sehr gut für das Gehirn. Seht mich an, ich ernähre mich seit Jahren fast nur von Kuchen und welch ein großer Geist ist hier in meinem Gehirnkasten verborgen." In einer weitausholenden Geste, die beinahe De Carighs Nase gestreift hätte, tippte sich der Narr an die Schläfe.
    Der Hauptmann sah ihn einen Moment an und unterdrückte ein Schmunzeln. "Wie recht Ihr habt, edler Narr, doch nun muss ich mich wieder den niederen Pflichten zuwenden, welche mein Amt mir auferlegen.", erklärte er feierlich. Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging davon. Hinter sich hörte er den Narren vor sich hinmurmeln. "Der Hauptmann hat Pflichten, der Kuchen hat Schichten, soll die Pflichten vergessen, den Kuchen schnell essen, denn kaum..." Das Gemurmel blieb hinter Hauptmann Michael De Carigh zurück, als er den Thronsaal verließ und er schüttelte grinsend den Kopf. EIN Narr war wirklich mehr als genug und dieser hier war auch ohne Messer sehr gefährlich. Draußen hielt er kurz inne und nahm einen tiefen Atemzug. Er mochte die herbstliche Abendluft. Einem plötzlichen Impuls folgend, wandte er seine Schritte zum Moongate von Britain. Er würde noch einen kleinen Abstecher nach Luna machen. Regan, der Holy Mage von Luna, hatte ihm eine Nachricht geschickt und um ein Treffen gebeten. Er war sicher, dass der Magier trotz der späten Abendstunde noch wach sein würde.